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Menschen berufen; da dieser, so wenig er auch geneigt ist, dergleichen Ehrenbezeigungen Andern zu erweisen, sie selbst so sehr liebt und sucht, daß er vor übler Laune oder Zorn außer sich geräth, sobald sie ihm verweigert werden. – Demnach ist unser zweiter Grund, warum wir die in der Welt als Zeichen von Achtung und Ehre gebräuchlichen Zeremonien abgeschafft haben, dieser: weil wir in der ganzen Schrift der Wahrheit nicht finden, daß jemals eine derselben vom Geiste Gottes geboten oder anempfohlen worden ist.

§. 21. Der dritte Grund unserer Unterlassung solcher Ehrenbezeigungen ist der, daß dadurch kein wahres Gefühl von Achtung und Ehre an den Tag gelegt werden kann; weil sie an sich zweideutig sind, und oft nur gebraucht werden, die Menschen zu täuschen und die ihnen gebührende Achtung und Ehre zu umgehen, indem man ihnen Nichts statt Etwas, Schein für Wesen giebt. Denn es ist Nichts von den Eigenschaften wahrer Achtung und Ehre, weder Gehorsam gegen Obere und Vorgesetzte, noch Liebe und Werthschätzung gegen unsers Gleichen, noch Hülfe, Unterstützung und Güte gegen Geringere in ihnen enthalten.

§. 22. Wir erklären der ganzen Welt, daß wir es mit wahrer Ehre und wahrer Achtung halten. Wir ehren den König, unsere Eltern, unsere Herren, unsere Obrigkeiten und Vorgesetzten, uns unter einander, ja, alle Menschen nach Gottes Vorschrift, wie die heiligen Männer und Frauen der Vorzeit gethan haben. Aber die jetzt üblichen Gebräuche, wodurch die Menschen einander zu ehren meinen, können wir nicht anders als eitel, trüglich und ganz zwecklos verweigern.

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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)