Gottes nicht zuziehn, und ihn nicht reize, mich in seinem Zorne und Eifer durch einen schnellen oder frühzeitigen Tod hinwegzunehmen; so will, – so darf ich mich solcher Titel gegen Niemand bedienen.
§. 32. Könnten wir nun auch solche Beweise zur Rechtfertigung unserer Abschaffung der leeren Titel und anderer eitlen Ehrenbezeigungen aus den Schriften des alten Testaments nicht anführen; so sollte und müßte es doch allen Christen genügen, daß jene Gebräuche von dem großen Herrn und Meister ihrer Religion streng gerügt werden. Er ist in der That so weit entfernt, die Menschen in ihren Ehrenbezeigungen zu bestärken, daß er sie ihnen vielmehr, – so sehr sie sich auch auf die herrschende Landessitte berufen mögen, – als ein Zeichen ihrer Abweichung vorwirft. Denn so warf er sie den Juden als einen Beweis ihres Unglaubens in den Worten vor: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre von einander nehmet, und die Ehre, die allein von Gott ist, nicht suchet?“[1] Hier sehen wir, daß der Mangel ihres Glaubens an Christum die wirkende Ursache war, warum sie weltliche und nicht himmlische Ehre allein suchten. Dieses können wir uns auch leicht erklären, wenn wir erwägen, daß Selbstliebe und Ehrfucht mit Christusliebe und Demuth unverträglich sind. Und da nun die ausgearteten Juden nach Ruf und Ansehn in der Welt strebten, so war es ihnen unmöglich, Alles zu verlassen und Christo nachzufolgen, dessen Reich nicht von dieser Welt ist, und der auf eine Art erschien, die den Gesinnungen und der Stimmung der Menschen so sehr zuwider war. Daß dieser Sinn in den oben angeführten Worten unsers Herrn enthalten ist, gehet deutlich aus der Erklärung
- ↑ Joh. 5, 44.
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)