§. 1. Noch ein Stück unserer Nichtgleichstellung der Welt bestehet darin, daß wir uns der richtigen Sprache bedienen, und zu einer einzelnen Person Du statt Ihr oder Sie sagen. §. 2. Dieses Stück unserer einfachen Sitte wird durch den rechten Gebrauch der Wörter und den richtigen Begriff von Singular oder Einheit und Plural oder Mehrheit gerechtfertigt. §. 3. Der Gebrauch: zu einer Person Du zu sagen, ist bei allen ebräischen, griechischen und lateinischen Schriftstellern, die auf Schulen und Universitäten gelesen werden, üblich. §. 4. In den Sprachen aller Völker wird dadurch der Unterschied zwischen einzelnen und mehreren Personen bezeichnet. §. 5. Der Ursprung der eingerissenen Mißbräuche in den Anreden der Personen rechtfertigt unsere Unterlassung derselben. §. 6. Wenn jedoch ein alter bekömmlicher Gebrauch etwas gelten soll, so spricht derselbe für uns. §. 7. Zu einer Person Du zu sagen, kann weder unhöflich noch unschicklich seyn; da Gott selbst, die Erzväter, die Propheten, Christus und seine Apostel sich dieser Redensart bedienten §. 8. Petrus giebt ein Beispiel von einer ungewöhnlichen Sprache im Palaste des Hohenpriesters. §. 9. Der Mensch redet in seinem Gebete Gott mit Du an; sein Stolz verlangt von Andern eine bessere Anrede, als er selbst gegen seinen Schöpfer gebraucht. §. 10. Zeugnisse verschiedener Schriftsteller zu unserer Rechtfertigung. §. 11. Des Verfassers Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, sich der richtigen Sprache zu bedienen. – Seine Ermahnung an den Leser.
§. 1. Es giebt noch ein Stück, worin wir uns der Welt nicht gleichstellen können, und weshalb man uns schon oft als Leute von schlechter Erziehung betrachtet
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/199&oldid=- (Version vom 1.8.2018)