verhöhnender Schriftgelehrter seyn; nämlich Einer, der den glorreichen Messias auch gern besuchte, aber doch lieber von den finstern Gebräuchen der Welt bedecket zu ihm käme, damit du unerkannt durchgehen und der Schmach seines Kreuzes ausweichen könntest; oder ein Begünstiger und Vertheidiger des Hamanschen Stolzes, und hältst vielleicht diese hier abgelegten Zeugnisse nur für alberne Sonderbarkeiten: so muß ich dir sagen, daß göttliche Liebe mich verpflichtet, dir die Wahrheit zu verkündigen und ein getreues Zeugniß gegen das ungöttliche Wesen der entarteten Welt, so wie in andern, auch in diesen Stücken bei dir abzulegen, in welchen der Geist der Eitelkeit und sinnlichen Begierden eine so große Macht gewonnen und so lange unbeschränkt geherrscht hat, daß er Unverschämtheit genug besitzt, seine Finsterniß Licht zu nennen, und den Früchten seines verderbten Baumes Namen beizulegen, die nur Erzeugnissen von einer edlern Art gebühren, um dadurch die Menschen desto leichter zu täuschen und für den Gebrauch derselben zu gewinnen. Und wahrlich, die Mehrsten sind, leider! so verblendet, und so fühllos geworden, daß sie gar nicht wissen, welches Geistes sie sind, und haben so niedrige oder so irrige Begriffe von dem demüthigen Leben der Selbstverleugnung und von der Verbindlichkeit der Lehre des heiligen Jesu, daß sie einander Rabbi, das ist so viel als Meister, Herr, gnädiger Herr, Eure Gnaden, etc. nennen; daß sie Verbeugungen vor einander machen, die ich als Anbetung ihrer Person betrachte; daß sie aus Schmeichelei einander schöne Titel beilegen, um ihren Ehrgeiz zu befriedigen
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)