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als ob sie beschäftigt wären, einem unschuldig Verurtheilten das Leben zu retten? Und dieses Alles um eine unersättliche Leidenschaft zu befriedigen, die eben so verderblich für die Menschen als Gott zuwider ist, der den Reichthum dazu giebt, daß man ihn wohl anwenden, nicht aber, damit man mit seinem Herzen daran hängen solle; denn darin bestehet der Mißbrauch, den die Menschen davon machen. Soll endlich aber ein so beständiges Sorgen, scharfes Nachdenken und thätiges Streben, um Geld zu gewinnen, bei Denen, die Zehnmal mehr besitzen, als sie anfänglich hatten, und viel mehr, als sie verzehren können oder nöthig haben, nicht offenbar Geldliebe verrathen, so weiß ich doch nicht, wie Jemand seine Liebe zu irgend einer Sache auf eine andere Art deutlicher an den Tag legen könnte.

§. 8. Bei obrigkeitlichen Personen ist der Geitz immer der Regierung gefährlich; da er zu Bestechungen verleitet. Darum mußten Diejenigen, die Gott verordnete, Solche seyn, „die ihn fürchteten, und den Geitz haßten.“ Dann schadet er der menschlichen Gesellschaft vornehmlich dadurch, daß er den alten Geschäftsleuten eingiebt, die jungen Anfänger nicht aufkommen zu lassen. Und eine Hauptursache, warum viele Menschen zu wenig erwerben, und genöthigt sind, wie Sklaven zu arbeiten, um ihre Familien zu ernähren und ihr Auskommen zu finden, liegt unstreitig darin, daß die Reichen nicht nachlassen, zu scharren, sondern immer noch reicher werden wollen, und deswegen auch die kleinern Erwerbsquellen der geringern Klasse an sich ziehen oder verstopfen. Es wäre daher zu wünschen, daß man einen Maßstab festsetzen möchte, nach welchem Jeder die

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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/259&oldid=- (Version vom 1.8.2018)