§. 11. Doch dies ist noch nicht Alles. Der Geitz macht die Menschen sogar zu Verräthern an der Freundschaft. Denn, wo Bestechung angewendet werden muß, um eine Schandthat zu verüben, oder Jemand ins Elend zu stürzen, da läßt sich der Geitzige unfehlbar dadurch gewinnen, auch an seinem Freunde verrätherisch zu handeln. Ja der Geiz mordet oft Leib und Seele. Diese, indem er das Leben aus Gott in ihr zerstöret; denn, wo die Geldliebe das Gemüth des Menschen beherrscht, da löscht sie alle Liebe zu etwas Bessern aus. Und Mörder des Leibes wird der Geitzige ebenfalls aus Liebe zum Gelde, die ihn zu Meuchelmorden, Vergiftungen und falschen Zeugnissen, u. s. w. verleitet. – Ich will zum Beschlusse noch die Sünde und das Schicksal zweier Geitzigen, des Judas und des Simon Magus, berühren.
In des Judas Herzen war der Same der Religion unter die Dornen gefallen; seine Geldliebe hatte ihn erstickt. Aus Stolz und Aerger suchten die Juden Jesum zu tödten; allein es gelang ihnen nicht, bis der Geitz ihnen die Hände bot, ihr Vorhaben auszuführen. Sie sahen, daß Judas den Beutel trug, und vermutheten, daß er auch wohl daß Geld liebte. Sie beschlossen daher, ihn auf die Probe zu setzen, und thaten es auch. Man ward über den Preis einig; und Judas überlieferte seinen Herrn und Meister, der ihm nie etwas zu Leide gethan hatte, in die Hände seiner grausamsten Feinde. Um ihm jedoch Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, müssen wir auch bemerken, daß er das Geld, welches er für seine Verrätherei bekommen hatte, wieder zurückgab, und, um Rache an sich selbst zu üben, hinging
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/261&oldid=- (Version vom 1.8.2018)