abgewichen sind. Und wem ist nicht bekannt, wie viele Moden schon erfunden sind, und noch immer erdacht werden, die keinen andern Zweck haben, als Lüsternheit zu erregen, wodurch das Herz des Menschen immer mehr von der Einfalt und Unschuld entfernt und in die Sklaverei niedriger Sinnlichkeit geführt wird.
§. 5. Ebenso verhält es sich mit ihren Vergnügungen oder Erhohlungen, wie man sie nennt; denn diese stehen mit der Ueppigkeit in Kleidern in naher Verbindung. Der Mensch ward zu einem edlen, vernünftigen und ernsten Wesen erschaffen. Sein Vergnügen bestand in der Erfüllung seiner Pflicht; und diese war: Gott zu gehorchen, d. h. ihn zu lieben, zu fürchten, zu verehren und anzubeten, und seine Geschöpfe mit wahrer Mäßigkeit und heiliger Genügsamkeit zu gebrauchen, indem er wohl wußte, daß der Herr, sein Richter, nahe war, der seine Handlungen beobachtete, und vergelten würde. Kurz, seine Glückseligkeit bestand in der Gemeinschaft mit Gott; und sein Fehler war, daß er diese selige Gemeinschaft verließ, und mit seinem Gemüthe vergänglichen Dingen nachhing. Wären nun aber die Ergötzungen der gegenwärtigen Welt wirklich so angenehm und nothwendig ,als man vorgiebt, so würde es ja Adam und Eva in dem Stande ihrer Glückseligkeit an der Freude, die sie gewähren, gemangelt haben; da sie dieselben gar nicht kannten. Allein es verhält sich anders. Diese Vergnügungen sind das nicht, was sie zu seyn scheinen; und wenn unsere ersten Eltern nicht gefallen wären, und die Welt mit ihrer Thorheit und mit ihrem bösen Beispiele nicht angesteckt hätten, so würden wir wahrscheinlich den Gebrauch und die Nothwendigkeit vieler solcher Vergnügungen
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/287&oldid=- (Version vom 1.8.2018)