den Experimentatoren in ihren kleinsten Einzelheiten studiert worden; sie sind sehr genau und verhältnismäßig einfach. Das erste Studium dieser Verteilung erweckt den Gedanken an die Harmonie, die man in der Akustik findet; aber der Unterschied ist doch groß. Nicht nur sind die Zahlen der Schwingungen nicht die aufeinanderfolgenden Vielfachen ein und derselben Zahl; wir finden sogar nichts den Wurzeln der transzendenten Gleichungen Entsprechendes, auf die uns so viele Probleme der mathematischen Physik führen: das der Schwingungen eines elastischen Körpers beliebiger Form, das der Hertzschen Schwingungen in einem Entlader beliebiger Form, das Fouriersche Problem über die Erkaltung eines festen Körpers.
Die Gesetze sind einfacher, aber von ganz anderer Art, und um nur einen dieser Unterschiede hervorzuheben: die Schwingungszahl der Oberschwingungen strebt einer endlichen Grenze zu, statt ins Unendliche zu wachsen.
Hierüber hat man sich noch nicht Rechenschaft gegeben, und ich glaube, daß dies eins der wichtigsten Geheimnisse der Natur ist. Ein japanischer Physiker, Nagaoka, hat kürzlich eine Erklärung vorgeschlagen. Die Atome sind nach ihm aus einem großen positiven Elektron, der von einem Ring aus sehr vielen, sehr kleinen negativen Elektronen umgeben ist, gebildet, wie der Planet Saturn mit seinem Ring. Dies ist ein sehr interessanter, aber noch nicht ganz befriedigender Versuch, er müßte erneuert werden. Wir dringen sozusagen in das Innere der Materie ein. Und von unserem heutigen Standpunkt aus werden wir vielleicht die Dynamik der Elektronen besser verstehen und leichter mit den Prinzipien in Einklang bringen, wenn wir wissen, warum die Schwingungen glühender Körper von den gewöhnlichen elastischen Schwingungen so verschieden sind, warum die Elektronen sich nicht wie die uns vertraute Materie verhalten.
Henri Poincaré: Der gegenwärtige Zustand und die Zukunft der mathematischen Physik. Der Wert der Wissenschaft, B. G. Teubner, Leipzig 1904/6, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PoincareKrise.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)