statt des Exponenten —2 haben wir wahrscheinlich einen anderen Exponenten, und aus dieser Änderung des Exponenten geht alle Verschiedenheit der physikalischen Erscheinungen hervor, die mannigfachen Zustände und Empfindungen, die ganze Welt der Farben und des Schalles, die uns umgibt, mit einem Wort, die ganze Natur.
Dies ist die ursprüngliche Vorstellung in ihrer ganzen Reinheit. Es muß nur in den verschiedenen Fällen noch untersucht werden, welchen Wert dieser Exponent haben muß, um sich aber alle Tatsachen Rechenschaft zu geben. Nach diesem Vorbild hat zum Beispiel Laplace seine schöne Theorie der Kapillarität aufgebaut; er betrachtet sie nur als einen besonderen Fall der Anziehung, oder wie er sagt, der allgemeinen Schwere, und niemand wundert sich darüber, sie mitten in einem der fünf Bände der Mécanique céleste zu finden. In neuerer Zeit glaubt Briot, das letzte Geheimnis der Optik erkannt zu haben, wenn er beweist, daß die Ätheratome sich im umgekehrten Verhältnis der sechsten Potenz der Entfernung anziehen; und sagt nicht Maxwell sogar irgendwo, daß die Gasatome sich im umgekehrten Verhältnis der fünften Potenz der Entfernung abstoßen? Wir haben den Exponenten —6 oder —5 statt des Exponenten —2; aber es ist doch immer ein Exponent.
Unter all den Theorien dieser Zeit ist eine einzige Ausnahme, die Fouriersche Theorie der Ausbreitung der Wärme; es gibt auch darin Atome, die in die Entfernung aufeinander wirken; sie senden sich gegenseitig Wärme, aber sie ziehen sich nicht an, sie bewegen sich nicht. Von diesem Gesichtspunkt aus mußte die Fouriersche Theorie in den Augen seiner Zeitgenossen und in seinen eigenen Augen unvollkommen und provisorisch erscheinen.
Diese Vorstellung war nicht ohne Größe; sie war
Henri Poincaré: Der gegenwärtige Zustand und die Zukunft der mathematischen Physik. Der Wert der Wissenschaft, B. G. Teubner, Leipzig 1904/6, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PoincareKrise.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)