Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 026.jpg

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leicht bestätigt finden. Wir verstehen unter solchen Baumwärtern nicht sowohl gelernte Gärtner, als vielmehr junge Männer, die dem Stand der Landleute angehören, sich aber durch Geschick, Fleiß, Sinn für die Natur, und Vorliebe für eine intelligentere Kultur auszeichnen. Es läßt sich durch diese, mit den örtlichen Verhältnissen ihrer Gegend und den Bewohnern derselben genau bekannten Männer, wenn sie durch einen faßlichen Unterricht mit der Natur des Obstbaumes, den Bedingungen zur Erhaltung seiner Lebensthätigkeit und Fruchtbarkeit bekannt gemacht sind, wenn sie ferner die Regeln und Verfahrungsarten die bei der Baumpflege zu beachten sind, sowie diejenigen, nach denen junge Obstbäume kräftig und gesund erzogen werden können, gehörig praktisch erlernt, und sich durch eigene Anschauung wiederholt von dem Vortheil dieser Methoden überzeugt haben, weit mehr und erfolgreicher auf die Hebung und Förderung des Obstbaues auf dem Lande einwirken, als durch Verordnungen, Empfehlungen oder auf irgend eine andere Weise.

Es sollten daher jene Behörden, die die Kultur des Landes zu überwachen berufen sind, für alle Orte, auf deren Markung mit Nutzen Obstbau getrieben werden kann, Baumwärter heranzuziehen suchen, und es ist in der That nicht zu viel verlangt, wenn man fordert, daß in jedem Land oder jeder größern Provinz von einem dazu befähigten Pomologen und praktischen Baumzüchter, der zur Heranbildung von Baumwärtern nöthige theoretisch praktische Unterricht ertheilt werde. Ich werde später noch ausführlicher auf die Art, wie ich einen solchen Unterricht seit 10 Jahren hier in jedem Frühjahr ertheile, zurückzukommen Gelegenheit finden, und die dabei gemachten Erfahrungen in diesen Blättern mittheilen.

Für jetzt habe ich mir zunächst die Aufgabe gestellt, diejenigen Werkzeuge, welche der Baumwärter zur Ausführung der von ihm zu fordernden Arbeiten gebraucht, hier zusammen zu stellen. Ich darf wohl nicht erst versichern, daß ich nur die als vorzüglich praktisch, in einem ausgedehnten Betrieb des Obstbaus erprobten Werkzeuge anführen werde, und diejenigen, welche zu nur ganz selten vorkommenden Arbeiten dienen oder sich durch andere ersetzen lassen, nicht oder nur ganz kurz erwähne. Ein wirklich geschickter Baumgärtner leistet mit einigen wenigen Geräthen und Werkzeugen mehr, als andere mit einem ganzen Sortiment derselben, aber mit schlechten, unpraktischen und mangelhaften Geräthen wird auch der gewandteste Arbeiter nicht viel Gutes in Stand bringen können.

1. Das Gartenmesser.

Ein gutes Gartenmesser (Hippe) muß eine nicht zu lange aber sanft und gleichmäßig gebogene und gehörig starke Klinge haben; hakenförmig gekrümmte sog. Hapmesser geben keinen reinen und gleichmäßigen Schnitt, da die Kraft mit der der Schnitt geführt wird, sich an dem Haken ändern muß und nicht mehr gleichmäßig ziehend, sondern mehr drückend wirkt. Jeder Praktiker weiß aber, daß ein gezogener gleichmäßiger Schnitt nur allein tauglich ist, und daß man bei einem solchen auch das Messer viel mehr in seiner Gewalt behält und Verwundungen an anderen, in der Nähe befindlichen Zweigen u. s. w. fast nie vorkommen. Bei Anwendung stark gekrümmter Klingen ist gewöhnlich auch nur die eine Hälfte derselben in Wirkung, denn entweder schneidet man mit dem Theil bis

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)