Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 040.jpg

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über die zu gebrauchenden Mittel belehrt, sondern es wurden auch viele Gartenarbeiter durch Mitglieder des Vereins in der Art und Weise unterrichtet, wie die fraglichen Schutzbänder vorzubereiten und schließlich anzulegen seyen, wenn selbige dem beabsichtigten Zwecke entsprechen sollen. Zwar fanden sich einzelne Besitzer vorläufig noch nicht bewogen, auf fragliche Schutzbänder einzugehen, aber im Allgemeinen hatte ein wahrer Raupenkrieg begonen und Millionen der schädlichen Insekten wurden nicht nur durch die klebrige Salbe an den Schutzbändern verhindert in die Krone zu steigen und dort die Eier abzulegen, sondern es ist kaum glaublich, wie viele derselben oft an einem einzigen Bande bei stärkeren Obststämmen vernichtet worden sind.

Unter den Schritten, welche zur Begünstigung der Obstcultur in Deutschland überhaupt geschehen sind, muß die von dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten zu Naumburg für heuer veranstaltete Fruchtausstellung nicht nur als ein bedeutsames, sondern zugleich als ein höchst dankenswerthes Unternehmen begrüßt werden, da selbige in vielfachen Beziehungen die gehegten Erwartungen bei Weitem übertraf, und noch weitere ersprießliche Nachwirkungen zuverlässig gewärtigen läßt.




Aus dem Leben der pomologischen Gesellschaft in Altenburg. Ein Vortrag vom gegenwärtigen Direktor der Gesellschaft Herrn Geheimerath Dr. Back, zur Feier ihres 50jährigen Bestehens, gehalten am 6. Oktober 1853.

Es ist wirklich eine große Freude, auf einen Zeitraum von 50 Jahren, während dessen, trotz mancher Störungen, eine Societät fortbestand und thätig wirkte, zurückblicken zu können und je seltener eine solche Feier ist, um so mehr verdient sie von dem pomologischen Publikum gewürdigt zu werden. Der geehrte Herr Direktor der pomologischen Gesellschaft in Altenburg hat durch die Zusendung eines Abdrucks seiner Festrede den Unterzeichneten und gewiß noch andere Freunde des Obstbau’s und der denselben fördenden Kräfte, zu großem Danke verpflichtet und möge es gestatten, wenn hier einige kurze Nachrichten daraus dem größern Publikum mitgetheilt werden.

Der verdiente Hempel, damals Kandidat in Treben, später Pfarrer in Zedtlitz, war der Gründer des Vereins, der gleich im Beginne Männer wie v. Stutterheim, Waitz, Agricola, v. Beust in sich schloß und dessen Programm lautete: „Emporbringung des vaterländischen Obstbau’s durch Forschung und Beobachtung über die Natur der Obstbäume, durch Auffindung der wirksamsten Mittel zur Erziehung, Veredlung und Fortpflanzung der Obstbäume, Charakterisirung pflanzungswürdiger Sorten, durch Einrichtung guter Baumschulen und Feststellung richtiger Benennungen. Die ersten Pomologen Deutschlands und anderer Staaten wie Diel, Christ, Sickler, v. Mons, Duchesne, v. Rannsleben, Rösler u. s. w. gehörten dem Verein als Ehrenmitglieder an, und von den späteren Pomologen, die ebenfalls der Gesellschaft als Ehrenmitglied zugehörten, nenne ich nur Liegel, Oberdieck, Lenné, v. Flotow, Weihe, Dittrich u. s. w. Als besonders thätig in den Versammlungen der Gesellschaft werden zahlreiche Männer, die grötentheils auch in weitern Kreisen bekannt sind, genannt. Im Jahr 1810 erschienen Annalen der Gesellschaft, denen 1821 und 1824 sich weitere Schriften anschlossen. Später erschienen vielfache meist sehr interessante pomologische Aufsätze von Mitgliedern in den Mittheilungen aus dem Osterlande, von denen Referent nur eine größere Arbeit über die Erziehung edler Obstsorten aus Samen anführt, und einen launigen Vortrag: „die pomologische Gesellschaftspflanze“ von Herrn Professor Lange, der gewiß sehr viel Beifall geerntet hat. Jene Annalen enthielten unter Anderem Abbildungen und Beschreibungen einiger der Altenburger Gegend eigenthümlichen Obstsorten, so der Rothen Rettigbirn, des großen Vater- oder Paradiesapfels, des Neukirchner Süßapfels und der Schuppenbirn. – Im Jahr 1824 erhielt die Gesellschaft die allerhöchste Anerkennung als unter dem Schutz des Staates stehender Verein. Ausstellungen und Verloosungen, sowie Belehrungen, Gutachten, nahmen die Thätigkeit der Mitglieder vielfach in Anspruch und wenn auch manche hochverdiente Männer der Gesellschaft durch den Tod entrissen wurden, wie v. Stutterheim, Fritsche, Hempel, Klötzner, v. Reichenbach, Geinitz, Waitz, Thienemann, Graf Beust, Leubner, Kunze u. A., so sind der ältern und jüngern Kräfte noch genug da, um ein noch lange dauerndes Wirken und Bestehen, das wir von Herzen wünschen wollen, erwarten zu können.



Verantw. Red.: Ed. Lucas in Hohenheim. – Stuttgart, Verlag von Franz Köhler; Druck von E. Greiner.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_040.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)