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diese durch den Zutritt der Luft und öfteres Umstören ziemlich fleckig geworden waren. Uebrigens waren mehrere Stücke Königl. rother Kurzstiel, Reinette von Lüneville, Hieroglyphen-Reinette noch recht gut und nach sorgfältigem Abwischen ohne allen erdigen Beigeschmack.

Ein späterer Versuch (1849) mit 5 Sri.[WS 1] (1 Sri. = 35 Pfd.) vom Großen rheinischen Bohnapfel gelang besser. Ich ließ eine 1′ tiefe und 3′ breite Grube an einer trockenen, aber nicht zu warm gelegenen Stelle im Garten aufwerfen und brachte die oben genannten sorgfältig gebrochenen Bohnäpfel, indem ich mit einem Lager von Stroh auf etwas Reißig gelegt, zuerst den Boden bedeckte, in einem nach oben spitz zulaufenden stumpfen Kegelhaufen in die Miethe; belegte die Früchte ringsum mit Stroh und nun wurde wie gewöhnlich Erde angeworfen und die Miethe geschlossen. Dies geschah Anfang November; zu Ende März, als die Oeffnung dieser fast ganz oberirdischen Miethe stattfand, zeigten sich noch 4 Sri. vollkommen frisch und gut, 1 Sri. war mehr oder weniger fleckig, und während die ersteren sehr frisch und gut schmeckten, hatten die fleckigen einen sehr widerlichen Beigeschmack.



Bemerkung über die Zwetschenernte von 1854 in Thüringen.
Vom Herrn Hofgärtner Jäger in Eisenach.

Während es in ganz Thüringen dies Jahr fast keine Zwetschen gibt, die in den letzten Jahren hinter einander außerordentlich gerathen waren, liefert ein meist rauh gelegener Landstrich, von den Höhen des Hellersteins an der Werra durch einen Theil vom Großherzogthum Weimar, Churhessen und das preußische Eichsfeld bis in die Gegend von Göttingen, welcher voriges Jahr (1853) durch einen Hagelschlag ungemein gelitten hatte, eine ungeheure Menge von Zwetschen, so daß auf den Märkten von Eisenach zuweilen an 30 Wagen voll von daher verkauft werden. Ob der Hagel wirklich die Ursache davon ist, wage ich nicht zu entscheiden, auffallend bleibt es aber immer, daß dieser Obstsegen genau den Strich einnimmt, wie jenes Hagelwetter, und zwar in Orten von ganz verschiedener Lage. Sind in andern Orten wohl ähnliche Beobachtungen schon gemacht worden?

Dieses und im verflossenen Jahre hatten sich mehrere Gegenden in Württemberg und Baden, in welchen es im Jahr vorher schon sehr zeitig, Mitte Mai – M. Juni, stark gehagelt hatte, ebenfalls eines ausnahmsweise gesegneten Obstertrags zu erfreuen, wofür namentlich die Göppinger Gegend 1854, wo es im Mai 1853 so furchtbar hagelte, ein Beispiel gibt. Es scheint ein solcher Hagel wirkt wie Schröpfen, Ringeln oder eine Art Sommerschnitt. Nach späten Hagelwettern, z. B. Anf. Sptbr. 1853 in Hohenheim, war dagegen im danach folgenden Jahr eine solche günstige Nachwirkung nicht zu bemerken.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Simri, altes süddeutsches Hohlmaß
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_104.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)