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entweder Kopitz’sche Birne (offenbar eine Verderbung von Kopert’scher fürstlicher Tafelbirne, wie die Frucht in Sachsen häufig genannt wird), oder Winter-Muscateller und behaupten: das kaufende Berliner Publikum habe diesen Namen sich selbst erfunden.

Ende September, oder Anfang Oktober wird die Frucht hier eingeführt, wahrscheinlich in manchem kalten Jahre etwas zu früh vom Baume genommen. Dessenungeachtet fehlt die lange Dauer nicht. Bei ihrer Ankunft ist die Birne grün und hart. Sie bewahrt diesen Zustand fast so lange, als sie in den Kähnen, also den Wasserdünsten ausgesetzt bleibt. Was davon in die Keller der Händler gebracht wird, beginnt allmälig gelblich und weich zu werden.

Schon im November wird die Frucht für den Rohgenuß geeignet und namentlich wenn sie 8 bis 14 Tage an einem kühlen, trockenen Orte, z. B. in einem ungeheizten Zimmer gelegen hat, vollkommen schmelzend. Auf diese Weise, indem man immer frische, noch härtliche Früchte vom Schiffe holt, wird der Genuß dieser ausgezeichneten Frucht nicht nur bis tief in den Winter, bisweilen sogar bis gegen das Frühjahr hin erhalten.

Seit fünf Jahren beobachte ich ihre Dauer. Immer hat sie mindestens bis in den Februar ausgehalten, einige Male aber noch länger. So habe ich am 30. März 1852 eine Gesellschaft von Freunden mit zahlreichen Exemplaren dieser Frucht bewirthet, deren Trefflichkeit Nichts zu wünschen übrig ließ.

Da dieser seltenen Dauer einer Frucht, welche schon im November zeitigt und unter gewöhnlichen Verhältnissen ziemlich rasch vorüber geht, bisher, meines Wissens, noch nicht Erwähnung geschehen ist, habe ich mich veranlaßt gefunden, meine Erfahrungen mitzutheilen.

Berlin am 12. Januar 1855.
v. Pochhammer.

131. Kronprinz Ferdinand von Oesterreich. I. Rang. Diel 1. neues Birnenheft. S. 217.

Eine große, hellgelbe, unregelmäßig eiförmige, butterhaft schmelzende Winterbirne.

Diese köstliche Frucht ist eine der ersten Birnen, deren Baum zugleich auch ziemlich tragbar ist, gedeiht nicht gut auf Quitte, bringt darauf im hiesigen leichten, sandigen Boden nur verkümmerte, zersprungene Früchte; gibt aber auf Wildling kleine, baldtragende Zwerge mit vollkommenen Früchten. Reift im Dezember und hält sich, ohne zu welken, gut den ganzen Winter hindurch. Man lasse die Frucht am Baume so lange, als es möglich ist, bis starke Fröste eintreten. Einige Tage von 1 bis 2 Grade unter Null schadet der Frucht am Baume noch keineswegs. Hochstämmig fordert der Baum eine vor rauhen Winden geschützte, warme Lage.

Der Verfasser erhielt davon Zweige von Diel im Jahre 1822. Im Jahre 1825 erhielt ich von dem Pomologen Schmidberger die nämliche Birne unter dem Namen Hardenpont’s Winterbutterbirne. Es ist in der Pomologie schon lange allgemein bekannt, daß Kronprinz Ferdinand und Hardenpont’s Winterbutterbirne gleiche Früchte sind. Im Baum-Katalog der Jahre 1852 und 1853 des F. Thieri zu Harlem bei Limburg in Belgien sind von dieser Birne folgende Synonyme angegeben: Beurré d’Hardenpont, Glou morceau, Beurré de Kent, Goulu morceau de Cambron, Beurré Lombard, Beurré d’Arenberg. Siehe Oberdieck’s Anleitung etc. S. 297. u. 367.[1]

  1. Vorstehende köstliche Frucht scheint wohl in ganz Deutschland bereits ihre Güte bewährt zu
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)