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hin (v. Truchseß unteres Ende) stumpfgespitzt mit einem kleinen, auf der Spitze der Frucht befindlichen, leicht eingesenkten Stempelpunkte. Die Farbe ist weißgelb, an der Sonnenseite schön rosenroth, in starker Reife sehr fein lichtblutroth gestrichelt. Fleisch weiß, saftig, Saft weiß und helle. Der Geschmack ist süß und angenehm, erhaben, ohne Bitterkeit. Der Stein ist mittelgroß, dicklich eirund, mit einer kleinen Spitze. Ihre Reife fiel gegen das Ende des Juli. Der lange Stiel dieser Sorte erinnerte mich schon, als ich sie blühen sah, an die schöne Winkler’s weiße Herzkirsche des v. Truchseß’schen Sortiments, mit welcher sie auch sonst nach der hier gelieferten weiteren Beschreibung stimmt und ich halte beide Kirschen für gleich. Zur völligen Gewißheit ist jedoch noch ein Kirschenjahr, um beide zusammen zu vergleichen, abzuwarten.

(Fortsetzung folgt.)



Ueber den Unterschied zwischen Apfel, Birne und Quitte, besonders in pomologischer Hinsicht.

Wenn man die verschiedenen, dem äußeren Ansehen nach ganz ineinandergehenden Sorten der Aepfel und Birnen betrachtet, so wird man sehr bald zu der Frage veranlaßt: was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen Apfel und Birne? oder worin besteht denn das charakteristische Kennzeichen des Apfel- und des Birnbaums? – Bereits im Jahre 1834 hat der Unterzeichnete diese Frage in den Schriften der ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen zu Dresden zu beantworten gesucht. Er nimmt dieselbe jetzt von Neuem auf und wird die Beantwortung umgearbeitet und mit weiteren Beobachtungen vermehrt im Nachfolgenden vorlegen.

Wir müssen zuvörderst sehen, was uns botanische Schriftsteller darüber sagen. – Bekanntlich begreift Linné beide Gewächse, den Apfel- und den Birnbaum, sowie den Quittenstrauch, als verschiedene Arten (species) unter die Gattung (genus) Pyrus[1], und setzt den Unterschied zwischen Pyrus Malus, den Apfelbaum, und Pyrus communis, den Birnbaum, in die von einem Punkte ausgehenden, auf keinem gemeinschaftlichen Hauptstiele stehenden einzelnen Blüthen, d. h. ungestielten Dolden (Umbella) des ersteren, und in die von einem gemeinschaftlichen Hauptstiele in verschiedenen Punkten ausgehenden, aber ziemlich gleiche Höhe erreichenden, einzelnen Blüthen, d. h. in die Doldentrauben (Corymbus), oder wie sich andere ausdrücken, flachen Blumensträuße des letztern, während die Quitte sich durch ganzrandige Blätter und einzeln stehende Blumen unterscheidet. Vgl. dessen Syst. veget. 5. Ausg. v. Persoon. Gött. 1797, und Schkuhrs botanisches Handbuch 2. Thl. 1808. Den neueren Botanikern hat dieses Unterscheidungszeichen, wobei der Frucht nur bei der Gattungsbestimmung, als einer unter der Blumenkrone stehenden, 5fächrigen, vielsamigen Apfelfrucht gedacht wird, nicht genügt und dürfte auch allerdings nicht auslangend seyn. Man hat seitdem nicht nur die Quitte, Cydonia, von Pyrus getrennt, sondern sich auch bemüht, bestimmtere Kennzeichen für Apfel und Birnen anzugeben. Dieses ist nun auf sehr verschiedene Weise geschehen, und so auffallend es


  1. Nach Andeutungen des Hrn. Prof. Carl Koch in Berlin wird dieses Wort richtiger Pirus geschrieben, da die römischen Schriftsteller nur diese Schreibart gebrauchten.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)