Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 131.jpg

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ist aber dieser Unterschied für den Pomologen nicht brauchbar, weil, wenn derselbe eintritt, die Frucht sich bereits nicht mehr im vollkommenen Zustand befindet. Ueber das Zellgewebe der Birnen und Aepfel vergleiche übrigens: Correspondenzblatt des Württemberg. landwirth. Vereins. Neue Folge. Jahrg. 39. Bd. I. G. 1. – Mayen Pathologie der Gewächse, S. 274. und Corda über die Verholzung oder das Steinigwerden der Birnen in Hlubeck ökonom. Neuigkeiten, 1827. Nr. 5. – Diese körnige Beschaffenheit des Zellgewebes der Birnen zeigt sich besonders sehr deutlich an den vom Stiel auslaufenden, das Samengehäuse sowohl des Apfels, als der Birne umgebenden, und am Kelche sich wieder vereinigenden 10 holzigen Hauptgefäßbündeln. Während diese Gefäßbündel wie Adern (Fäden) das Kernhaus des Apfels umziehen, sind dieselben bei den Birnen weniger deutlich zu sehen, aber mit mehr oder minder starken Körnchen begleitet, welche am Kelche am größten sind. (Vgl. Loudon a. a. O. S. 894.) In den Querdurchschnitten der Früchte sind aber diese Gefäßbündel, deren Stellung den Fächern und den regelmäßigen Zwischenräumen derselben entspricht, auch stets, bei den Aepfeln durch ein, zwei oder 3 Punkte an jeder Stelle, bei den Birnen durch die sie begleitenden Körnchen, welche einen Kreis oder ein an den fünf Ecken abgerundetes Fünfeck bilden, mehr oder weniger deutlich zu bemerken.

Daß das von der Axe bis zu diesen Gefäßbündeln zunächst um das Kernhaus befindliche Fleisch, sowohl bei dem Apfel als bei der Birne, von dem darüberliegenden, zwischen diesen Gefäßbündeln und der Haut befindlichen, den Haupttheil der Frucht bildenden Fleische, etwas verschieden ist, habe ich hier nur im Vorbeigehen zu gedenken.

Die Quitte hat ebenfalls ein feinkörniges, steiniges Fleisch, welches sich überhaupt in seiner Beschaffenheit mehr dem der Birne, als dem des Apfels nähert. Die um das Kernhaus laufenden Gefäße sind mit sehr groben Körnern umgeben. Das spezifische Gewicht des Fleisches wird dem des Wassers ziemlich gleich kommen. – Bei dem was vorstehend über die Quitte bemerkt ist, setze ich jedoch voraus, daß hier blos von Cydonia vulgaris und lusitanica die Rede ist, und die übrigen Species, wie Cydonia japonica, welche auch neuerlich davon gänzlich getrennt worden, darunter nicht begriffen sind.

Zu 4. Mit dieser Verschiedenheit des Fleisches der Früchte hängt noch ein anderer Unterschied zwischen Apfel und Birne zusammen, welcher sehr leicht bemerkbar, meines Wissens aber noch nirgends besonders hervorgehoben worden. Es liegt dieser Unterschied in der Schale (Haut) der Frucht. Die Schale der Birnen, auch die derjenigen, welche mit der feinsten Schale versehen sind, ist körnig, d. h. sie besteht aus einer mehr oder weniger feinen Oberhaut, unter welcher sich eine Lage mehr oder weniger feiner Körnchen oder Steinchen (verholzter Zellen) dicht aneinander gedrängt befindet. Beide Theile lassen sich im überreifen Zustande ziemlich leicht von einander trennen, bei manchen Birnen aber, z. B. bei der Langen weißen Dechantsbirn etc. im recht reifen Zustand der Frucht mit einander abziehen. Im ersten Falle sieht man die Lage der Körnchen deutlich auf dem Fleische, im andern stellen sie sich auf der inneren Seite der Haut, sowohl dem Auge, als dem Gefühl ganz deutlich dar, was auch der Fall ist, wenn man die Birne abschält und das Fleisch vorsichtig abschabt. Bei aufmerksamer

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)