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daß auch von anderen Seiten Versuche mit oben genannter Harzlösung angestellt werden. Was den ökonomischen Gesichtspunkt betrifft, so kann ich versichern, daß man nicht halb so viel Harz bei der kaltflüssigen Anwendung gebraucht, als wenn es warmflüssig aufgetragen werden soll und die Ausgabe für den zur Lösung erforderlichen Spiritus ist nur sehr gering. Die Verdunstung des letztern erfolgt ziemlich schnell und schon nach einigen Stunden wird das Harz fest.

Hohenheim den 3. März, 1855.



Zur Raupenvertilgung.

Um die Meisen, diese fleißigen Raupenvertilger, in die Obstgärten zu ziehen, ist es sehr zweckmäßig, im Spätherbste, Winter und Frühjahr eine Parthie Samenscheiben von Sonnenblumen, deren Körner eine sehr gesuchte Lockspeise für diese Vögel sind, an die Obstbäume aufzuhängen, besonders an ältern, wo sich gewöhnlich eine größere Zahl Insekten aufhalten. Herr H. Haffner in Cadolzburg wendet obiges Mittel seit längerer Zeit mit Erfolg an.



Quittenstecklinge.

Wer mit einiger Sicherheit auf das Gedeihen seiner Quittenstopfer rechnen will, darf dieselben nicht erst im Frühjahre schneiden, nachdem dieselben von der Winterkälte gelitten haben. Vielmehr muß er sie schon im Herbst, wenn die Quitten ihre Blätter größtentheils abgeworfen haben, schneiden und etwa einen halben Fuß tief in die Erde graben. Die rechte Zeit aber, sie im Frühjahre zu stopfen, ist, wenn sie überall an der Schale anzuschwellen anfangen von den Wurzelkeimen, die sich unter derselben bilden. In dieser Zeit in lockere Erde gesteckt, gehen nur wenige zu Grunde und fast alle zeigen ein freudiges Wachsthum.



Hat die Unterlage wesentlichen Einfluß auf die Güte und Schönheit der Früchte des Edelreises?

Darüber streiten unsere Obstzüchter hin und her und stützen ihre abweichenden Ansichten durch die Erfahrungen, welche sie dazu führten. Ich meines Theils kann einen solchen Einfluß nicht voraussehen. Denn wenn schon die verschiedene Beschaffenheit eines Apfel- oder Birnstammes eine wesentliche Verschiedenheit der Früchte des darauf wachsenden Edelreises bedingte, wie verschieden müßten dann die Früchte einer Napoleonsbutterbirn oder einer Beurré blanc seyn, je nachdem sie entweder auf Birnwildlinge, oder auf Quitte, oder auf Weißdorn-Unterlage erwachsen sind? Und gleichwohl sind diese Früchte nach meinen mehrjährigen Erfahrungen einander so ähnlich, daß ich sie, sobald sie einmal unter einander gemischt waren, weder am Geschmack, noch am äußern Ansehen wieder von einander zu sondern im Stande gewesen bin.



Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)