Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 161.jpg

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Herrn von Truchseß, die sich auszeichnet durch ihren langen Stiel, auch durch Größe und Schönheit, doch besitzt sie sehr viel Säure und der Baum will immer geschnitten seyn, sonst macht er ein schlechtes Gewächs, indem blos die Endspitzen der Zweige wieder austreiben.

F. Amarellen.

Cerise de la Besnardière. (Im Verzeichniß nur dem Namen nach genannt). Der Baum hat zwar deutlich das kleine Sauerkirschenblatt und hängende Zweige, doch hat er etwas große Blätter und ich war geneigt, diese Sorte, deren Frucht als Lichtkirsche groß ist, für eine Glaskirsche zu halten. Doch kam ich auch wegen ihres süßen Geschmacks, bei der Vergleichung der im Kirschenwerke des Freiherrn von Truchseß beschriebenen Lichtkirschen auf Süße Amarelle (welche ich zwar von Jerusalem aus besitze, deren Bäumchen z. Z. aber noch nicht getragen hat) und fand deren Beschreibung so trefflich auf die vorliegende Frucht passend, daß ich, zumal nach dem Vergleiche der beiderseitigen Vegetation, nicht zweifeln kann, den dieser Kirsche im von Truchseß’schen Systeme zukommenden Namen gefunden zu haben. – Sie zeichnet sich außer ihrem süß-sauren nicht bitteren Geschmack vor allen anderen Amarellen aus, wie dies Truchseß angibt, durch ihre fast viereckige (auf den beiden Seiten und unten und oben gedrückte) Form und durch ihren kurzen etwa 5/4 Zoll langen Stiel. Ihre lichte Farbe wird in der gehörigen Zeitigung dunkles Lichtroth. Die Haut ist dünn, aber doch so zähe, daß sie sich abziehen läßt und so durchsichtig, daß man die das Fleisch durchziehenden Gewebe darunter erkennen kann. Der Stein ist verhältnißmäßig, nicht gerade groß, rundlich und gänzlich ablöslich. Sie zeitigte zu Ende Juli. Schon v. Truchseß empfiehlt, diese Sorte wegen ihres Wohlgeschmacks fleißiger zu pflanzen, allein Herr Gärtner Egers, der sie längere Jahre hindurch beobachtete, hat mir darüber mitgetheilt, daß er immer nur wenig Früchte an ihren Bäumen erlebt habe und ich habe sie deßhalb auch spät erst in meinem Garten aufgenommen. Sie wird deßhalb immer nur für den Sortensammler Werth haben.

Cerise admirable de Soissons (im Verzeichniß als sehr große Frucht, erster Qualität, Ende Juli zeitig, angegeben) ist nach den nun schon zwei Jahre lang beobachteten Früchten und nach der Vegetation des Baumes in keiner Weise von des Hrn. v. Truchseß Königlicher Amarelle verschieden, die unter allen Lichtkirschen die tragbarste und auch sonst eine recht gute, auf nahrhaftem Boden keineswegs kleine Kirsche ist und aus diesen Gründen schon von Egers unter den Lichtkirschen am meisten zur Anpflanzung empfohlen wurde. Die von Papeleu ausgegebene Sorte stimmt demnach nicht mit der von Dittrich (gestützt auf den Hohenheimer Katalog) geschilderten Kirsche von Soissons überein, denn die Hautfarbe der letztgenannten soll dunkelroth und die Sorte selbst dem Baum nach eine Süßweichsel seyn.


Nach obiger Auseinandersetzung stellen sich nur etwa folgende Kirschen aus dem besprochenen Sortimente, so weit ich bis jetzt Früchte erhalten habe, als wahrscheinlich neue Sorten heraus:

1) Guigne Sauvigny als eine röthlich-schwarze, ansehnlich große Knorpelkirsche.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)