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III. Pomologische Literatur.


Handbuch aller bekannten Obstsorten, nach den Reifzeiten alphabetisch geordnet, mit möglichst vollständiger Angabe ihrer deutschen und ausländischen, wissenschaftlichen und vulgären Namen etc. von Freiherrn Ferd. v. Biedenfeld. – 1. Bd. Birnen. Jena bei Frommann 1854.
(Schluß.)

Hinsichtlich der Synonymen ist der Herr Verfasser im Allgemeinen, nach der Einleitung, der Ansicht, daß jeder, auch durch Irrthum und Unwissenheit im Volke irgendwo für eine Frucht vorkommende Name, als Synonym zu betrachten und mit anzumerken sey, und führt in dieser Hinsicht in der Einleitung z. B. die vielen Namen auf, die, nach Metzger’s bekanntem Werke, die Birn Wildling von Motte im südwestlichen Deutschland habe, doch finden sich diese vielen falschen Synonymen bei der Frucht im Contexte, und so ähnlich bei andern Früchten meistens nicht, was wir durchaus billigen, da theils eigentliche Synonymen immer nur solche mehrere Namen sind, die an verschiedenen Orten irgend eine Frucht für sich allem führt, und man auch die weiter verbreiteten falschen Synonymen, wenn sie angeführt werden, wenigstens als solche bezeichnen muß, theils wenn man alle durch Unwissenheit oder falsch versandte Reiser irgendwo vorkommende Synonymen aufführen wollte, man Folianten damit füllen könnte und doch wenn man dies gethan hätte, nur den Stein des Sisyphus gewälzt hätte, indem nach kaum zehn weiteren Jahren Unwissenheit etc. schon Hunderte von andern falschen Synonymen geschaffen haben würde. Die falschen Synonymen müssen wir möglichst bald zu begraben suchen. Wenn Metzger, Lucas und Concipient dieser Anzeige in ihren Schriften solche falschen Synonymen öfter mit angeführt haben, so möge der Herr Verfasser (s. Einleitung) ihnen das eben so wenig zum Vorwurfe machen, als daß sie in ihren Schriften überhaupt auf die Synonymik nicht geflissentliche Rücksicht genommen haben. Ihre Schriften sollten keine Handbücher der Obstkunde seyn, sondern hatten zunächst andere, und noch specielle lokale Zwecke, weshalb es nicht unzweckmäßig war, auch die in nächster Gegend vorkommenden falschen Synonymen mit Hinweisung, wo sie gebräuchlich seyen, mit anzugeben, um dadurch beizutragen, daß der unrechte Name in ihrer Umgegend erkannt und mit dem rechten vertauscht werden möchte. Es kann daher auch z. B. bei der vom Concipienten dieser Zeilen aufgeführten, von Humboldt’s Butterbirn nicht als Synonym Calebasse Bosc, wenigstens nicht ohne weitere Bemerkung aufgeführt werden, indem ich angegeben habe, daß ich die Frucht fälschlich unter diesem Namen, der der Bosc’s Flaschenbirn zukomme, von Burchardt erhalten hätte. So weit ich in meiner „Anleitung etc.“ auf die Synonymik Rücksicht nahm, ist es hauptsächlich nur geschehen, wo mir durch eigene Erfahrung unter Diel’schen Früchten Synonymen und Identitäten bemerklich geworden waren, und habe ich nur gelegentlich zu weiterer Aufklärung beigebracht, was mir gewisser geworden war, da ich so viel wie möglich nur selbst Wahrgenommenes geben wollte.

Der hauptsächlichste Mangel einer Schrift, wie die vorliegende, dürfte aber für deren lehrreichen Gebrauch durch andere, der seyn, daß die Synonymen zu sehr ohne alle weiteren Bemerkungen und meistens auch ohne Angabe

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)