Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 226.jpg

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Ich habe diese Sorte zuerst von Baumann in Bollwiller ziemlich mit der obigen zugleich erhalten. – Form und Größe ist von der vorigen, wie die Abbildung zeigt, nicht unbedeutend verschieden. Die Färbung ist aber sehr ähnlich. Die Farbe der Frucht ist nämlich ein schönes Gelb, von dem aber wenig oder nichts zu sehen ist, indem dieselbe ganz oder größtentheils mit einem glatten Hellbraun, wie die Alexander, überlaufen ist, und es zuweilen auch auf der Sommerseite eine schwache bräunliche Röthe annimmt. Nicht selten bemerkt man auch zerrissene Rostfiguren auf der Haut, durch welche die glatte braune Farbe derselben durchscheint. Die auf der ganzen Frucht deutlich zu bemerkenden, etwas dunkler braunen Punkte, sind auch im Rost durch hellere Umgebung zu unterscheiden. Die Schale ist sehr fein, glatt, nur bei vorhandenem Rost etwas rauh anzufühlen und trocken. Der Kelch ist braun, kurz, hart, offen, etwas wollig, die Vertiefung eben oder nur mit unbedeutenden Falten umgeben; der Stiel hellbraun, mit erhabenen, helleren Punkten, und an der Frucht meist mit einem Wulst umgeben. Das Kernhaus nur sehr fein angedeutet, die Axe wenig und gar nicht hohl, die Fächer aber sind geräumig und mit schönen Kernen versehen. – Das Fleisch ist weiß oder gelblich-weiß, sehr fein, ganz schmelzend, sehr saftig, süß, fein zimmtartig gewürzt, geht aber schnell vorüber. Der Geruch ist sehr unmerklich. Die Frucht reift im September und ist bei gehöriger Vollkommenheit zu den Tafelfrüchten ersten Ranges zu zählen. Die Zweige sind fein und neigen sich daher gerne herab. Die Tragbarkeit scheint mir weit geringer als bei der Alexander. Das Blatt ist klein. –

Vergleicht man mit den vorstehend beschriebenen Früchten die pomologische Literatur (wenigstens so weit mir solche bekannt ist), so ist nicht zu verkennen, daß beide Früchte zu den Flaschenbirnen (Calebasse) gehören, und besonders mit den unter den Namen: Calebasse Bosc oder Beurré Bosc beschriebenen und abgebildeten Früchten am meisten Aehnlichkeit haben dürften, wenn sie nicht vielleicht mit der einen oder andern völlig identisch sind. Es herrscht nur, wie sich aus dem Folgenden ergeben wird, über die genannten Birnen selbst wieder ziemliche Ungewißheit und Verwirrung. Es wird sich aus der folgenden Zusammenstellung ergeben, daß die Aufhellungen der Synonymik und die Identitätserklärungen nicht immer so leicht sind, und durchaus von einer Bezeichnung der Autoren begleitet seyn müssen, überhaupt aber gar sehr der gemeinschaftlichen Zusammenwirkung bedürfen, und häufig nur durch genügende Darstellung der Normalfrüchte (woran es leider noch gar sehr fehlt) und Kenntniß der Lokalität, worauf solche erbaut worden, sichergestellt werden können. Ich werde bei jeder von mir angezogenen Beschreibung und Abbildung im Nachfolgenden angeben, was mir hier noch wesentlich verschieden von meinen vorliegenden Früchten zu seyn scheint, und am Schlusse zusammenfassen, inwiefern ich die eine oder andere doch als Identität ansehen zu können glaube. –

Im allgemeinen teut. Garten-Magazin ist bereits im 8. Jahrg. 1811, Taf. 44 S. 488[WS 1] eine Bosc-Birn oder Calebasse Bosc (S. 351 wird sie auch Beurré Bosc genannt) nach einer Zeichnung von v. Mons abgebildet, jedoch ohne Beschreibung gelassen worden. Diese Abbildung, welche allerdings fleißiger und naturgetreuer gefertigt zu seyn scheint, als die folgenden, stimmt

in Form und Kolorit mit der Alexander so

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. 8. Jg. (1811) Bücherei des Deutschen Gartenbaues e. V.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)