Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 234.jpg

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NS. Der vorstehende Aufsatz war schon beendigt, als ich erst das zweite Heft der vorliegenden Monatschrift für Pomologie erhielt, worin Hr. Superintendent Oberdieck eine Zusammenstellung der wahrgenommenen Indentitäten seiner Obstsorten mittheilt und darin unter andern S. 46 und 20 die Humboldt’s Butterbirne für Marie Louise erklärt (wornach also der erste Name wegfallen dürfte), auch S. 49 Nr. 37 erwähnt: daß Bosc’s Flaschenbirn (nämlich Diel’s späte) unter dem Namen Alexander vorkomme etc. Es dürfte aber doch noch so Manches, im vorstehenden Aufsatz berührt unentschieden bleiben, Manches vielleicht an den Beschreibungen der Alexander, der Prinzessin Marianne, der Marie Louise etc. unter Berücksichtigung der Oertlichkeiten etc. zu verbessern seyn, daß

ich denselben ohne Aenderung gelassen habe.
v. F.
Anmerkung der Redaktion.

Der vorstehende gehaltreiche und von tiefgehender Forschung zeugende Aufsatz ist ein sprechender Beweis, wie schwer es oft wird, über Identität oder Verschiedenheit mancher Früchte in’s Reine zu kommen, und wie bei den mannigfachen Verwirrungen, die im Laufe der Zeit auch im Auslande über gar manche Früchte eingetreten sind, oft nichts übrig bleibt, als sich zunächst an die von Diel beschriebenen und versandten Früchte zu halten, und wenn man überzeugt ist, diese ächt zu haben, sich zu begnügen, nach deren Verschiedenheit oder Identität, so wie deren Güte und Brauchbarkeit für verschiedene Gegenden, Bodenarten und Zwecke zu fragen. Weitere Forschungen sollen damit nicht für überflüssig erklärt werden; zu mehrerer Gewißheit kommt man aber meistens erst, wenn man bei ineinander laufenden Sorten von den verschiedensten Seiten her sich Pfropfreiser verschafft hat, und die Natur selbst anschauen kann. Da dabei die Arbeit für den Einzelnen, der das Ganze der Pomologie umfassen will, meistens zu schwer wird, so wäre es wünschenswerth, wenn mehrere Pomologen nach Verabredung in solche Reiserbeziehungen und versuchte Aufklärungen sich theilten. Einiges kann ich zu weiterer Aufklärung dem vorliegenden Aufsatze wohl noch hinzufügen, und wird der verehrte und hochgeschätzte Herr Verfasser mir dieß gewiß erlauben und nicht unrichtig deuten.

1) Die beschriebene, von den Gebrüdern Baumann bezogene Alexandre habe ich von dem Herrn Verfasser erhalten. Sie trug mehrmals, und konnte ich sie weder in Frucht noch Vegetation von der von Diel erhaltenen Boses (richtiger Bosc’s) Flaschenbirne unterscheiden. Ebenso erhielt ich die Diel’sche Boscs Flaschenbirne früher von dem eine große Baumschule unterhaltenden Magister Schröder zu Hamburg (weiter von Diel herstammend) als Kaiser Alexander; und später unter demselben Namen zweimal von Bödiker[WS 1] in Meppen (weiter herstammend von Diel und aus Frauendorf). Ich muß daher glauben, daß Diel selbst die Boses Flaschenbirne öfter als Kaiser Alexander versandt hat, und da sie auch sonst noch, z. B. in James Booths Baumschule, in Bollweiler etc. als Alexandre passirt, so ist es möglich, daß vielleicht selbst Hr. v. Mons sie schon öfter unter diesem Namen abgab. Die Kaiser Alexander, welche Diel von Hrn. v. Mons bezog und im 1ten Hefte Aepfel-Birnen S. 204 beschrieb, welche ich gleichfalls von Diel direkt erhielt, ist eine ganz andere, und war sowohl in Sulingen als in Nienburg zu fade und stark körnig.

In der auf Tafel 2 im ersten Theile des Neuen allgemeinen Gartenmagazins abgebildeten, wahrscheinlich doch[WS 2] von van Mons erzogenen Poire Bosc erkenne ich völlig die Diel’sche Boses Flaschenbirne, zumal Diel seine Frucht von Hrn. van Mons schon früh erhielt, und sagt, daß dieser sie erzogen habe; wie auch im Catal. déscriptif abrégé des Hrn. van Mons sich diese Notiz sowohl bei Calebasse Bosc als Princesse Marianne findet, und man nach der Abbildung die Herr[WS 3] v. Mons im Neuen allgemeinen Gartenmagazin von Princesse Marianne (nur nach zu großen und schon der Reife nahen Früchten) gegeben hat, glauben muß, daß Diel von ihm die rechte Frucht dieses Namens erhielt.

2) Salisbury und Prinzessin Marianne bezog ich, außer von Diel, noch aus mehreren andern guten Quellen, setzte Reiser davon auf die schöne Pyramide der Salisbury von Diel, und konnte weder die Vegetation, noch auch, bei öfterem Tragen, die Früchte unterscheiden. Auch Diel’s Boses frühzeitige Flaschenbirn (Calebasse passe Bosc, von v. Mons erzogen) war in Frucht und Vegetation diesen Früchten ganz gleich, (höchstens die Sommerreiser noch etwas stärker punktirt, was etwa nicht wesentlich war und von stärkerer Triebkraft des noch jungen Baumes herrühren konnte) und würde ich einige Zweifel genährt haben, ob ich von Diel die rechte Frucht dieses Namens erhalten

hätte, wenn nicht, bis auf den fein weinsäuerlich bezeichneten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bädiker (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  2. Vorlage: wahrscheinlich doch fehlt (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  3. Vorlage: des Hrn. (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)