Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 241.jpg

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kräftigen Wuchs; doch hatte selbst unter diesen im 8. Jahre noch kein Stamm Blüthenaugen gemacht. Es ist wahr, daß ich die Kerne zu dem Versuche nur von besonders edlen Früchten, als: Winter Nelis, Napoleon, Hardenponts Winter Butterbirn, Winter Dechantsbirn etc. nahm, doch glaube ich, gegen die obgedachte Aeußerung des Hrn. v. Mons, darin auch nicht gefehlt zu haben, und hatte lauter schöne, vollständige Kerne gewählt; auch nagten Maikäferlarven öfter an den Wurzeln der Birnstämme, doch war dieß bei den Birnstämmen auf den daneben liegenden Beeten, wo generell, nach der sehr mittelmäßigen Güte des Bodens, die Bäume gut wuchsen, ebenso gut der Fall. – Sind unter den Sämlingen klein bleibende Stämme nicht noch weit häufiger, so rührt dieß daher, weil wir nur immer solche Wildlinge unveredelt aufwachsen lassen (was auch Hr. v. Mons that), die schon in ihrer ersten Jugend üppigen Trieb zeigen, indem wir sonst nicht hoffen könnten, gute und große Früchte von ihnen zu erhalten; die kleinen, zurückbleibenden, vielleicht gar kranken, sind dann zur Veredlung gut genug. Sollten wir da noch klagen, daß diese mit den Sämlingen nachher nicht gleichen Schritt halten? Dazu pflanzt man unveredelte Wildlinge häufig in’s Feld oder an einen Ort, wo noch keine Bäume standen und der Boden von Obstbäumen noch nicht ausgesogen ist (sicher war auch v. Mons Grund und Boden mit Obstbäumen früher noch nicht besetzt gewesen), wo sie dann rascher wachsen, während in den Gärten, namentlich wenn man, wie so oft geschieht, auf den Platz, wo ein Apfelbaum, Birnbaum etc. stand, wieder einen Stamm von derselben Obstklasse pflanzt (Apfel nach Apfel etc.), die jungen Stämme häufig für 50 und mehrere Jahre gänzlich ausgesogenen Boden finden und eben schlecht, kränklich und verkrüppelt wachsen. Gehe ich an die Chausseen von Hannover nach Hameln, Nendorf, Göttingen, die meistens durch[WS 1] mehr schweren, für den Obstbaum sehr angemessenen, lehmhaltigen Boden führen, so finde ich dort, mit ganz seltenen Ausnahmen, große, starkgewachsene, kerngesunde und reichlich tragende, veredelte Stämme von älteren Obstsorten, obwohl man Alles, was die Landesbaumschule und andere Baumschulen abgeben konnten, und so auch viele feine und in schlechterem Boden nicht gedeihende, oder an Krebs leidende Sorten mit hingepflanzt hat. Pflanzt man wuchshafte Stämme in solchen, oder überhaupt für den Obstbaum oder doch die besondere Obstsorte[WS 2] günstigen Boden, so ist es gar nichts Besonderes, wenn sie, was Heusinger von seinen Bäumen als etwas Außerordentliches angibt, in 15 Jahren 18 Fuß hoch und 4 Zoll dick werden. In Sulingen pflanzte ich in einen Feldgarten, wo noch nie Bäume gestanden hatten, aber der schwarze, etwas Moortheile enthaltende, sonst indeß leichte und schon in 1½ Fuß Tiefe in fast weißen Sand übergehende Boden die nöthige Feuchtigkeit hatte, etwa 50 Stück Aepfel- und Birnstämme; diese blieben nur an einer Stelle, die zu naß war, zurück, und erreichten schon in 8 Jahren die von Heusinger angegebene Größe und im 10. Jahre trugen mehrere derselben schon 3 Himbten Früchte. In meinem jetzigen Garten finde ich eine Anzahl Kernobstbäume, die nach der Aussage des alten Taglöhners, der die Stämme gepflanzt hat, vor nun 30 Jahren von dem damals antretenden Ephorus angepflanzt und fast sämmtlich trefflich gewachsen sind; darunter sind 2 Stämme der Guten Grauen, die in dieser Zeit eine Höhe von reichlich 36 Fuß erreicht haben und in

4 Fuß Höhe eine Stammdicke von 1 Fuß

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: doch (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  2. Vorlage: besondern Obstsorten (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)