Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 278.jpg

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In Belgien seyen unter den Frühsorten, Morillon noir und Madelaine ordinaire, als die am reichsten tragenden Varietäten beliebt.

6) Pflaumen. Es wird auf 2 Pflaumensorten von Coë aufmerksam gemacht, wovon die eine unter dem Namen „Coë’s Rothgefleckte Goldpflaume“ den meisten Pflaumenfreunden längst bekannt ist; die andern aber, Coë’s späte rothe Pflaumen unter dem Namen Sanct Martin von Vilvorde aus, den Weg in deutsche Gärten schon gefunden hat, wenn sie schon Herr Dr. Liegel nicht erwähnt. Unter dem Namen: Coë’s sehr späte rothe Pflaume erhielt ich die letztere schon vor 2 Jahren von Herrn Major von Buhl auf Eltershofen, und durch denselben von Vilvorde stammend im letzten Jahre eine St. Martin, welche demnach identisch mit Coë’s später rother Pflaume wäre. Wenn sie sich, wie in England, bei uns bis Weihnachten hielte, so wäre sie eine der schätzbarsten Acquisitionen.

Die von Belgien aus so gerühmte Reinette, Belle de Vennes, soll nichts anderes seyn, als Wellington’s Reinette.

Nr. 51 macht darauf aufmerksam, daß nach Downing’s fruits and Fruit’s trees of America XIV, Wil. 1854, Seite 93–94, viererlei Aepfel bestehen, welche alle die Namen Seck no further führen; näml. 1) Seck no further Coxe (Rambo, Romanile, Bread und Chuse apple), er habe viele Aehnlichkeit mit dem amerikanischen Domine. Okt. 2) Seck no further Coxe (Autumne seck no further, Kensich, Green seck no further) Okt.–Dec. 3) Seck no further (West field) Okt.–Dec. 4) Seck no further (Domine, American Domine), nicht zu verwechseln mit dem englischen Domine, Nr. 1 ähnlich, aber lebhafter gefärbt und besser im Geschmack und spätere Reife. Mai. Alle 4 Sorten gut.

In Nr. 45 und 46 wird die Identität der Holzfarbigen Butterbirn und Liegel’s Dechantsbirne in Zweifel gezogen. Nach meiner Erfahrung variirt die holzfarbige Butterbirne sehr. Möglicher Weise hatte auch der Redacteur eine unächte Frucht vor sich; denn Oberdieck, Jahn u. Liegel selbst, erkennen längst auch diese Identität an; doch der Herr Redakteur hält ja auf alle Untersuchungen deutscher Pomologen Nichts.

III. Neue Cultur-Anweisungen und Erfahrungen über Obstbau.

a. Baumschulen.

Herr Hofgärtner Jäger macht wiederholt auf den Unterschied des französischen Doucin oder Splittapfel (Johannisstamm) und Paradiesstamm aufmerksam; der erste hat einen stärkern Trieb und schickt sich selbst zu Halbhochstämmen gut. Zugleich wird der Vorschlag gemacht, den Doucin in Deutschland unter dem Namen Splittapfel beizubehalten.

Der Referent dieser Zeilen hat seit vielen Jahren sich beide Sorten als Unterlagen bedient. Im Zustande der Wurzelausläufe unterscheiden sie sich kaum von einander, da sich auch das Laub sehr ähnlich ist; später aber macht sich der Splittapfel durch seinen gerade aufsteigenden Stamm, etwas hellere und mehr punktirte Triebe als beim Johannisstamm bemerklich; vielleicht ist aber Letzteres nur local. Auch Pyrus baccata wird zu Zwergformen als Unterlagen empfohlen. (Kirschapfel.) Wenn diese aus Samen leicht zu gewinnende Unterlage keine Wurzelausläufer macht, so möchte sie den Vorzug vor andern verdienen.

In Nr. 20 macht der Freiherr von Biedenfeld darauf aufmerksam, daß man in England noch einen weitern Paradiesstamm besitze, unter dem Namen English Paradis, der, obwohl noch besser als der Doucin, als Unterlage nicht gehörig bekannt zu seyn scheine. Man soll sich, wird gerathen, um diese Unterlage ächt zu erhalten, an die Horticultural Society zu London wenden. Wäre der wissenschaftliche Namen des belobten Strauches genannt, so könnten wir beurtheilen, ob diese Apfelgattung bei uns schon eingeführt sey oder nicht?

Als zweckmäßiges Mittel, den Samen von Erd- und Himbeeren zu reinigen, wird aus dem Horticulteur français empfohlen: die Früchte in voller Zeitigungsperiode zu sammeln und bis zum Anfang der Zersetzung liegen zu lassen; sodann in ein Haarsieb zu bringen, Wasser darüber zu schütten und mit einem Pinsel die Masse durcheinander zu rühren, bis die Fleischtheile sich losgemacht haben und die Samen durch das Sieb in ein untergestelltes Geschirr ablaufen. Die Masse wird nun getrocknet, mit den Händen gerieben und der Samen noch gereinigt.

b. Culturen.

Aus den nachgelassenen Schriften des Hrn. Justizrath Burchardt in Landsberg an der Warthe, wird in einem der Pomona Nr. 1 und 2 1854 entnommenen Artikel, für Reben die späte Frühjahrsbeschneidung empfohlen, nachdem die Scheine (Blüthen) sich schon entwickelt haben, worauf außerordentliche Fruchtbarkeit erfolge. Knorren und unfruchtbares Holz müssen schon im Herbst weggenommen werden, damit nicht im Frühjahre in Folge so großer Verwundungen, eine heftige Saftergießung

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)