Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 309.jpg

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Kelchhöhle etwas weiter; tiefer; Kelch größer; Kernhaus mehr eiförmig, Kerne breiter, dicker; Fleisch mehr grünlich-gelblich-weiß, saftreich, fein, noch ohne Wohlgeschmack.

Man muß für diese, im Interesse der Wissenschaft gemachten Bemerkungen dankbar seyn; doch sind die hier angegebenen Unterschiede nicht hinreichend, um Verschiedenheit der beiden gedachten Früchte zu erweisen, und glaube ich, die von mir und mehreren andern Pomologen statuirte Identität beider, durch Folgendes näher erweisen zu können.

Sowohl die Holzfarbige Butterbirn, als auch, mehrere Jahre später, die Liegel’s Dechantsbirn (welche nur der jüngere Diel in der 2. Fortsetzung des Catalogs bekannt gemacht hat, und nicht sagt, woher er sie bekommen habe), erhielt ich direkt von Diel. Wie ich sehr bald völlige Uebereinstimmung der sehr kenntlichen Vegetation beider Sorten in der Baumschule bemerkte, so zeigten sich auch 2 Jahre hinter einander die Früchte überein, und erbat ich mir daher, da Diel bereits verstorben war, die Liegel’s Dechantsbirn nochmals von Hrn. Dr. Liegel, vermuthend, daß dieser sie am ersten ächt haben werde. Er antwortete mir, daß er die von mir vermuthete Identität gleichfalls gefunden habe, und hat er auch noch in seiner Schrift: „Beschreibung neuer Obstsorten“, S. 61 und 62 bei Beschreibung der Liegel’s Dechantsbirn, sich in demselben Sinne wieder erklärt. Vergleicht man die hier gegebene genauere Beschreibung der Liegel’s Dechantsbirn mit der, welche Diel von der Holzfarbigen Butterbirn gegeben hat, so findet man, daß beide im Wesentlichen übereinstimmen, und die Frucht mit geringen, nicht wesentlichen Abweichungen so beschreiben, wie Freiherr von Biedenfeld vorstehend die Holzfarbige Butterbirn schildert, und ist die mehr zur Eiform sich neigende Form der Frucht, verbunden mit stärkeren Rostüberzügen und durchscheinender Röthe an stärker besonnten Exemplaren, auch die gewöhnlichere Form der Frucht. Dagegen habe ich in meinen Notizen über die Holzfarbige Butterbirn schon 1835, dann wieder 1840 und 1841, bei Früchten von Probezweigen und Topfbäumen (in letzterem Jahre hatte ich Früchte von 4½ Z. Höhe und 3¼ Z. Breite) ganz diejenigen Abweichungen in Form, Stiel, Stielspitze, Berostung, Röthe angemerkt, welche Freiherr von Biedenfeld oben bei der Liegel’s Dechantsbirn angibt. Ich ließ mir daher, um gewisser zu werden, die richtige Frucht zu haben, auch die Holzfarbige Butterbirn von einem zuverlässigen Pomologen nochmals kommen, und erhielt dieselbe Frucht. In Nienburg habe ich von einem kräftigen jungen Hochstamme der Holzfarbigen Butterbirn 4–5 mal reichlich 1 Himbten Früchte geerndtet, und fanden sich auf diesem Baume fast jedesmal Früchte von beiden obgedachten Formen, wobei dann auch Form des Kernhauses, Stiel etc. sich mehr oder weniger etwas abändert. Nach Naumburg habe ich in vorigem Jahre in einer Sammlung von circa 300 Obstsorten, die ich möglichst instructiv zu machen suchte, von dem gedachten jungen Baume 3–4 schöne, vollkommene Früchte gesandt, die ganz die beiden, vom Freiherrn von Biedenfeld geschilderten Verschiedenheiten der Frucht repräsentirten. Nur auf einem Probezweige, einer ohne Namen von v. Mons erhaltenen Frucht (die indeß doch ohne Zweifel die Holzfarbige Butterbirn seyn wird), habe ich constanter wenig berostete, fast gar nicht geröthete, um den Kelch stärker abnehmende, gut aufstehende Früchte gehabt, weßhalb ich, wenn gleich dieß von der Lage des Probezweiges und andern Umständen herrühren kann, diese

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)