Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 338.jpg

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stärker als im Obstgarten Württembergs (bei Eßlingen) vertreten, das aber mehr für den einzelnen Bedarf, oder auch aus Modesucht, keineswegs weil solche etwa nutzbringender wären, als was sie sich auch nicht erweisen – der Luikenapfel ausgenommen, einer der einträglichsten Aepfel, der besonders in der letzteren Zeit, d. h. seit etwa 10 Jahren (vielleicht seit dem Erscheinen der Kartoffelkrankheit) sehr reichliche Erträge lieferte.

In den letzten 4 reichen Obstjahren war der Ertrag unserer Bäume wohl gleich, und ergaben etwa:

Flächengeh. der Bäume. Sri.
Borsdorfer 15 □Rth.[WS 1] 15
Gravensteiner[1] 16 20
Rothe Stettiner 10 25
Graue franz. Reinette 12 25
Luikenapfel 6 30
Matapfel 16 36
Weißer Winter Calvill 6 8
Mönchsbirn 15 10
Langstieler 18 40
Wasserbirn 18 36
Sparbirn 8 10
Römische Schmalzbirn 7 10
Weiße Herbstbutterbirn 5 8
Cyderbirn 15 30

Die Preise stellten sich im Durchschnitt per Simri (33–36 Pfd.):

gebrochen abgeschüttelt
1847   10–15 kr.   9–12 kr.
1849 8–12 6–09
1851 40–48 30–36
1853 36–48 30–36

Es hielten sich diese Preise über Weihnachten; ja, es wurden ganze Wägen Obst 1847 um Weihnachten zu Markte gebracht und zu Most verwendet, so daß süßer Most den halben Winter durch zu kaufen war. Allein der Most von solchem Obst ist nicht gut; ich selbst wollte 1847 etwas recht Gutes machen, ließ meine Borsdorfer erst Ende November quetschen, mit dem Tröber etwas gähren und dann pressen; der Most war aber so dick wie Oel, und wurde nicht so gut als er geworden wäre, wenn man schon 14 Tage nach dem Abschütteln der Aepfel gemostet hätte. Durch das Austrocknen zu vieler wässriger Theile, war eine Hauptbedingung zu einer vollständigen Gährung verloren, die auch nicht eintrat, obschon in dem Faß 3½ württ. Eimer waren. – Aber auch Tafeläpfel, die vorerst eine Zeit lang auf einer Kammer lagern, werden lagerreif nicht so delikat seyn, als solche, die vom Baum sogleich in einen kühlen, trockenen Keller kommen – der, um Feuchtwerden zu vermeiden, nicht viel gelüftet wird, namentlich nicht nach schnellen Uebergängen von kälteren zu wärmeren Tagen. – Hier wird der Saft erhalten, und erleidet jene Umwandlung, die ihn in der Lagerreife so köstlich macht, während dessen ein großer Theil in der warmtrockenen Luft auf der Kammer verdunstet, wodurch die Früchte welk und saftlos werden.

Noch muß ich sagen, daß in gewöhnlichen Obstjahren, die man noch gute heißt, der Ertrag oft kaum die Hälfte obiger Zahlen erreicht, und der Preis sich dessen

unerachtet nicht höher stellte; überhaupt


  1. Der Gravensteiner hat bei uns die Unart, daß seine Früchte ungleich reifen, mithin bis zur Reifzeit bedeutend verlieren, da diese Früchte aber nach achttägigem Liegen schon für die Küche so gut, ja besser als alle Sommeräpfel sind, so ist er denn doch recht nutzbringend, auch dadurch, daß er alljährlich herrlich blüht und trägt. Auspflücken könnte man sie nicht, weil Bäume von obgedachter Größe gar nicht selten, auch tragen nur große Bäume voll.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Quadrat-Ruthe, im Mittel etwa 15 m², siehe Wikipedia: Rute
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)