Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 363.jpg

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vorher darin angelegt war.[1]. Mehrere haben behauptet (z. B. Cabanis, wie der Uebersetzer des gedachten Lindley’schen Werkes, Treviranus, in einer Note zu S. 360 anmerkt und hinzusetzt, daß Cabanis seine Wahrnehmung zu oft gemacht habe, als daß sie nicht Grund haben sollte, wenn gleich

ich gestehe, meinerseits unerachtet dieser Bemerkung,


  1. Früher habe ich mich längere Jahre damit beschäftigt, es herauszubringen, wie dahin zu gelangen sey, mit Sicherheit Levkojensamen zu erziehen, der recht viele gefüllte Blumen gebe. Da diese Versuche mit den uns hier beschäftigenden Fragen in ziemlicher Verbindung stehen, will ich ihre Resultate wenigstens kurz hier mittheilen. Es ist nach allen Versuchen mir wahrscheinlich geworden, daß die Anlage zum Gefülltseyn der künftigen Pflanze im Samenkorne in, oder wenigstens bald nach der Blüthe entstehe. Mehrmals habe ich von gut in’s doppelte schlagenden Sorten, bei denen ich durch Aussaat von 100 und mehr Körnern in Reihen, früher schon die Anzahl doppelter ermittelt hatte, welche von dem Samen zu erwarten sey, reichliche Aussaaten in Töpfe gemacht, die mit sehr verschiedener Erde, vom geschlämmten unfruchtbaren Sande an, bis zur fettesten Mistbeeterde gefüllt waren, und die Zahl der darunter fallenden doppelten blieb sich immer ziemlich gleich; die Pflanzen waren nur im Wuchse sehr verschieden, von 2–3 Zoll Höhe und fadendünne, bis zur kräftigsten Entwicklung. Ebenso gaben sonst gut gezogene Pflanzen, wenn sie durch Platzregen früh in der Wurzel faul geworden waren, so daß die Schoten sehr nothreif wurden, im nächsten Jahre doch viele doppelte; aber die von diesen dann wieder nachgezogenen Pflanzen schlugen fast regelmäßig völlig in’s Einfache. Die Stöcke zur Saat setzte ich stets, sobald die erste Blüthe im Beete sich zeigte, in Töpfe, mit recht nahrhafter Erde gefüllt, nahm sie aber stets von den Pflanzen, die die meisten gefüllten Blumen gegeben hatten, erzog sie unter einem sonnig gelegenen Obdache, gab ihnen zuweilen noch einen mäßigen düngenden Guß, ließ an jeder Samenpflanze nicht zu viele Schalen sitzen, und brachte, wenn die feuchte, nebligere Herbstwitterung begann, die Pflanzen in’s Haus hinter Fenster, bis sie völlig reif waren; kurz, behandelte sie so, wie es bereits Lüder in seinen Gartenbriefen angerathen hat, und (nach Lindley’s Theorie etc. S. 390 und Anmerkung auf 391) auch Jam. Munro im Allgemeinen ähnlich und mit Erfolg that, auch kein anderes Verfahren als richtig gedacht werden kann, wenn man von dem jetzt oft adoptirten, völlig schiefen Gesichtspunkte abgeht, daß das Doppeltwerden eine Verkrüppelung sey (wobei man nicht das Wort in seiner Gleichbedeutung mit Monstrosität, sondern in dem deutschen Sinne nimmt, und daher durch Mangel an recht reichlicher Nahrung; vorsichtiges Umsetzen der Samenpflanzen in voller Blüthe etc. hat einwirken wollen), vielmehr bedenkt, daß es ein Luxuriiren in den Theilen der Blumen sey, und alles Doppeltwerden überhaupt ja in Folge der Cultur entsteht. Ich habe dabei, wie die jedesmal in Reihen mit wenigstens 100 Pflanzen, sowohl von den unteren als oberen Schoten am Zweige, zur Untersuchung von jeder Samenpflanze gemachte Aussaat ergab, deren Resultate stets aufgezeichnet wurden, im Allgemeinen, wenn ich die Samenpflanzen von Sorten nahm, die gut in’s Gefüllte schlugen, stets sehr guten Samen gezogen, der mindestens 3/4, meistens 5/6 und oft mehr gefüllte Blumen gab (mehrmals konnte ich selbst 18, 19 gefüllte gegen 1 einfache Pflanze zählen), aber nie habe ich es dahin bringen können, das Gefülltwerden der Stöcke ganz in meine Gewalt zu bringen, und unter 60 sorgfältig gezogenen, recht gut gereiften Pflanzen, fanden sich immer welche, die nur 1/2 Doppelte gaben, ja fast stets 1–2, öfter gerade von den am besten in’s Gefüllte schlagenden Sorten, welche ganz in’s Einfache zurückschlugen. Von solchen zurückgeschlagenen Pflanzen habe ich oft mehrere Jahre hinter einander, bei gesteigerter Pflege und Düngung nachgebaut, konnte aber selbst durch mehrere Generationen es nicht dahin bringen, daß von ihnen wieder gefüllte Blumen gefallen wären. Auch mehrerlei kuriose Rathschläge, die das Gefülltwerden bewirken sollten, habe ich genau nachprobirt, wenn gleich ich im Voraus von ihrer Unrichtigkeit überzeugt war. Am lächerlichsten endete der Versuch mit dem in der Frauendorfer Gartenzeitung einmal sehr angepriesenen Kastriren der Blumen, wobei lauter gefüllter Samen fallen sollte. So lange ich diese Operation bei im Freien stehenden Pflanzen antwandte, erhielt ich Schoten, wenn gleich sie nicht mehr doppelte Pflanzen lieferten, als Schoten
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)