des Tagpfauenauges (zimtbraun mit lila Flecken), des Alpenbock-Käfers (schwarzsamtartig und hellgrau) waren meine ersten tiefen Leidenschaften. Wiesen an Berg-Lehnen, im Sonnenbrande, von dörrenden Erdbeeren duftend, bevölkert mit märchenhaft schönen Geschöpfen und dazu die Gefahr der Kreuzotter unter weissen Steinen! Man erschauerte vor Glück und Erregung.
Seinen Organismus als ein lebendig gewordenes edles Kunstwerk
behandeln, betreuen, ist Kultur!
Ich kaufte einem wunderbaren 7 jährigen Mäderl, von
der ich hörte, dass sie eine ganz exzeptionelle und
ausschliessliche Liebe für Tiere habe (niemals spielte
sie mit Puppen, sondern nur mit Tieren aus Papier
geschnitten) einen sehr schönen kleinen Elefanten aus
einer Masse modelliert.
Sie erhielt ihn mittags während der Suppe. Sie erbleichte vor Erregung. Sie sagte nur: „Aber essen tu ich jetzt nix mehr – – –.“ Und ging in ihr Zimmerchen.
Was, was müsste man einer Erwachsenen schenken, damit sie sagte die heiligen Worte der Seele: „Aber essen tu ich jetzt nix mehr – – –“?!?
Ich sprach einmal in einer Winternacht eine zarte
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/043&oldid=- (Version vom 1.8.2018)