Zum Inhalt springen

Seite:Prodromos (Altenberg).djvu/063

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ich bin überzeugt davon, dass andere meine Ideen schon besser, deutlicher oder ganz so ausgedrückt haben.

Aber es ist notwendig, eine geschlossene Phalanx zu bilden gegen die „Stupiditäten“. Die Wahrheit muss, in welcher Form immer, Vorstösse machen, immer und immer. Eine „lächerliche Figur“ werden dabei, ist das geringste Märtyrertum.


* * *


Den Menschen den Wert des ausgiebigen von selbst endenden Schlafes näherrücken, ist eine wertvollere Tat als alle Dramen und Gedichte der Welt!


* * *


Im Menschenleben selbst liegt, erblüht alle Poesie, wenn er danach lebt! Jeder wird zum Dichter, wenn er seine überschüssigen Kräfte in sich anhäuft, die zu „Symphonieen des eigenen Lebens“ werden!

Nur der, der immer gerade soviel immer wieder ausgibt als er besitzt, bleibt eingesperrt im kleinen Kreislaufe, ein ödes Geschlechts-Tier! Seine Melancholieen drängender Kräfte ertragen können, heisst Mensch sein! Trauern-können um seine Gott-Unähnlichkeiten! Sich davon jederzeit erlösen können im „geschlechtlichen Rausche“ ist Feigheit! Es ist „sich betrügen um Ideale“, aus einem tragischen Ideal-Dasein ein bequemeres Hausierer-Leben konstruieren! Beethoven konnte sich nur in Symphonieen

Empfohlene Zitierweise:
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/063&oldid=- (Version vom 1.8.2018)