„Ich habe weder Weib noch Kind. Ich möchte meine unerschöpften Kräfte den kranken fremden Menschen weihen. Ich möchte daher die Kur-Anstalt in Z. übernehmen – – –.“
Aber es erhielt sie natürlich der erstere, denn er hatte doch eben Weib und Kind zu erhalten!
Vanité, du „Krebs der Seele“, du
Flügel-Stutzer zum Fluge auf die Gipfel der
Gottähnlichkeit, du Hemmer und Verhinderer, bleibe fern
dem Dasein der jungen Hilsen Loute V.! Vanité, du
einziger Krebs der Seele! Du Zerstörer der
edlen sanftmütigen Menschlichkeiten in uns! Bleibe fern!
Menschen-freundliche Menschen! Ärzte,
Advokaten, Kaufleute, gleichviel. Aber
Menschen-freundliche Menschen!
Er wählte unter hunderten von Ansichtskarten die feinste
wunderbarste aus, photographierte Schneelandschaft,
verschneites Dörfchen. Da kam infolgedessen momentan
eine rosige Begeisterung auf ihr zartes Antlitz. Und den, den
sie liebte, hasste sie momentan, denn er wählte eine
Schmarren-Karte aus. „Idiot“ fühlte sie. Und
dennoch zugleich: „Aber ich kann ihn dennoch keiner
anderen überlassen – – –. Den anderen
kann ich überlassen,
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/092&oldid=- (Version vom 1.8.2018)