Seite:Prodromos (Altenberg).djvu/118

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befolgend, so Elektra hier die Gebote göttlicher Gerechtigkeit!

Die Begriffe: Mutter, Schwester, Liebe, Bräutigam, Erfüllung, Mütterlichkeit, Glück, Frieden, werden hinweggeschwemmt von der Sturmflut leidenschaftlicher Gerechtigkeitsliebe, und das Ziel, den feig hingemordeten Vater, Agamemnon, an der schmählichen Mutter und Aegisth zu rächen, den feigen Verbrechern zügelloser Sexualität, leuchtet blutrot als eine einzige ausfüllende fixe Idee in ihrem entweibten, vermännlichten Genie-Gehirne!

Um sie herum sind Menschlein: kriechende, hoffende, sehnende, wünschende, sich begnügende, dahinlebende! Chrysotemis, die süsse Schwester, will lieben und gebären!

Aber blutrot leuchtet in Elektras Gehirne, unzerstörbar, die göttliche fixe Idee der Gerechtigkeit!


* * *


Alkohol.

Ich bin ein fanatischer Anti-Alkoholiker, aber ausschliesslich nach dem Tolstoi-Prinzipe: Wenn die Menschen einmal so gesundheitsgemäss, so weise mässig, so bewusst, erkennend das Gute und das Böse, leben werden, dann werden sie in ihren genialen Nüchternheiten des Alkohols entbehren können. Die Krücke Alkohol für den Lahmen! Der Alkohol ist das Betäubungsmittel, damit wir es nicht spüren, wie weit entfernt von unseren innersten unentrinnbaren Idealen wir dahin vegetieren!

Empfohlene Zitierweise:
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)