Seite:Prodromos (Altenberg).djvu/126

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Ohne Herz gibt es keinerlei Kunst. Nur darf das Herz bei den Vorkommnissen der Stunde und des Tages nicht zerrinnen, auseinanderfliessen, sondern nur weich-elastisch werden! „In Form bleiben“ wäre der technische Ausdruck für das Künstlerherz! Wir haben mehr Arbeit zu leisten, als einen Toten, eine Enttäuschung zu beweinen!


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Groteske Vergrösserung.

Oscar Wilde schrieb über einen Mörder-Schriftsteller: „Ich hoffe, dass die Emotionen, die Herr D. bei der Ermordung seiner Gattin gehabt hat, reinigend auf seinen Stil wirken werden!“


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Dichterliebe.

Gmunden, du mein Heimatlichstes auf dieser Welt, wie sanftmütig gehst du mit mir um, immer spendend und spendend und spendend, und meine inneren Zärtlichkeiten aufnehmend in stummer friedevoller Schönheit! Ohne mich bist du ein totes Traumland, ohne dich bin ich ein toter Träumer. Ich erwecke dich, du erweckst mich zu träumerischen Lebendigkeiten!


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Welches ist der heiligste Satz der Diätetik?!?

„On ne vit pas de ce qu’on mange, on vit de ce qu’on digère!“

Empfohlene Zitierweise:
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)