Brüste, der Duft meiner Haare und was sonst noch an mir ist. Kraft und Freudigkeiten will ich ihm bringen, dass er an seiner Mission arbeiten könne, die Welt zu erlösen von ihren Lügenhaftigkeiten! Mit meinem Leib, diesem bezweckten Geschenke Gottes, will ich ihn reicher machen und reicher, da ich denselben nur mitbekam, um aus diesem Menschen „Mann“ den Menschen „gottähnliches Wesen zu machen! Der Schöpfer dachte sich in genialer Weise mich als Mittel aus, den Mann durch mich zu Seinem Ebenbilde zu erhöhen! Wie die Sonne und der Regen für Blüten will ich sein für ihn, wie der Sauerstoff für die Lungen, wie der Schlaf für die Ermüdeten, eine Heil-Spenderin! Wie wenn die Geliebte des Blondin nur dafür Tag und Nacht sorgte, dass er sicher den Niagara-Fall auf gespanntem Seile überschritte! Oder dass Battie Seeth abends im Löwenkäfig Herr bliebe! Oder der Gelehrte sein Ziel fände! Der Dichter sein Gedicht!“
So erträumte sie es, gleichsam in dem Gitterbettchen ihrer jungfräulichen Kinderstube.
Aber später merkte sie es, dass die anderen Damen andere Pläne hatten mit dem Mann.
Sie dachte: „Weshalb, weshalb wollen sie ihn nicht erhöhen, sondern erniedrigen?!?“
Und Frau D. sagte einmal zu der Weinenden: „Sie müssen ihn eifersüchtig machen, meine Liebe, glauben Sie es mir. Es muss ihm vor Verzweiflung sein Gehirn ausrinnen. Er muss ganz vertrottelt
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)