Seite:Reventlow Herrn Dames Aufzeichnungen.pdf/64

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

liebenswürdig anerkennendem Ton an den danebenstehenden Maler:

„Nun, Herr Bender, ich sehe hier ein überaus wohlgelungenes Bildnis — (ringsum entstand eine erwartungsvolle Pause, und nun fuhr er plötzlich beinah drohend fort:) — von jenem infamen Mönch, der uns um die schönsten Früchte der Renaissance betrogen hat — (Pause) — und den man im Altertum sicher auf dem Forum gestäupt hätte — —“

Die erwartungsvolle Pause war in allgemeine Verlegenheit übergegangen, ein paar Minuten lang blieb alles totenstill.

Ich sah den Sprecher an und fand in diesem Augenblick, daß sein Kopf mit den breiten, unbeweglichen Zügen nicht, wie ich neulich meinte, an einen katholischen Geistlichen, sondern tatsächlich an alte römische Kaiserbüsten erinnerte. Man hätte sich mit ein wenig erhitzter Phantasie wohl vorstellen können, daß er jetzt gleich mit derselben monoton singenden, wie aus einem Grabe hervortönenden Stimme den Befehl erteilen würde, eine ganze Stadt voller Christen zu verbrennen.

Der Maler stand ein wenig betroffen da, Frau Hofmann lächelte triumphierend über die Anwesenden hinweg, als fühle sie wohl, daß eben etwas Bedeutendes unter ihrem Dache geschehen sei, und dann brach die mutige kappadozische Dame das Schweigen:

„Es wäre höchst interessant, Herr Delius, wenn

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)