und doch im Glücke lebten
und so die Welt verließen.
Nur wenig Völker sind in diesen Zeiten übrig,
worauf sich deine Worte wohl beziehen könnten.
Was können wir noch Schlimmeres erwarten
als das, was uns bereits getroffen?
die voller Einsicht vor dir waren
und nicht, wie andere Völker, sich der Eitelkeit ergaben
und nicht so zu den Toten sprachen:
„Verschafft uns Leben!“,
die vielmehr allezeit vor dir sich fürchteten
und deine Wege nicht verließen?
und du erbarmtest dich nicht ihretwegen Sion.
so hätte Sion doch vergeben werden müssen,
der Werke derer wegen,
die Gutes ausgeübt.
Es hätte nicht versinken sollen
der Werke derer wegen,
die Missetat verübt.
Wer mag wohl dein Gericht verstehen,
oder wer erforscht die Tiefe deines Weges,
oder wer bedenkt die schwere Bürde deines Pfades?
oder wer von Staubgeborenen
fand je den Anfang und das Ende deiner Weisheit?
so ist’s auch mit der Menschenkinder Wesen:
mit ihrem Willen gehn sie nicht dahin
und wissen nicht, was ihnen
am Ende noch beschieden.
und ohne Furcht verlassen sie dies Leben.
Dieweil bei dir sie einen Schatz von Werken haben,
der in den Vorratskammern liegt.
und harren voller freudenreichen Zuversicht darauf,
daß sie die Welt empfangen,
die festversprochene von dir.
und auch in jener Zeit nur Unheil zu erwarten haben!
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_063.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)