Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 084.jpg

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Und das Gesetz, das unter uns verweilt,
ist unsere Hilfe;
die Weisheit, die vortreffliche bei uns,
ist unsre Stütze.

25
Auf dies Gebet hin ward ich ganz erschöpft.
26
Er sprach zu mir:

Du betest, Baruch, ehrlich;
Erhörung fanden alle deine Worte.

27
Doch mein Gericht verlangt das Seine,

und mein Gesetz erheischt sein Recht.

28
Ich gebe Antwort dir auf deine Worte

und red mit dir um deines Betens willen.

29
So ist es.

Das, was vergänglich ist, war nichtig
und tat doch also gottlos,
als ob es etwas machen könnte.
An meine Güte dacht es nicht
und machte meine Langmut sich nicht mehr zunutzen

30
Deswegen wirst du sicher weggenommen,

wie ich dir vorhin schon gesagt.
Gekommen ist die Zeit,
von der ich dir gesprochen.

31
Es offenbart sich jetzt die Drangsalszeit.

Sie kommt
und zieht mit großem Ungestüm vorüber;
sie ist voll Unruhe,
kommt sie mit Zornesdräuen.

32
In diesen Tagen sind dann alle Erdbewohner

in Aufruhr gegenseitig,
weil sie nicht wissen,
daß nahe mein Gericht gekommen.

33
Nicht viele Weise finden sich in jener Zeit,

und Einsichtsvolle gibt’s nur wenige.
Die’s wissen, werden aber erst recht schweigen.

34
Da gibt es viel Gerüchte

und Nachrichten nicht wenige;
verbreitet werden Hirngespinste.
Man spricht nicht wenig von Verheißungen;
die einen sind zwar eitel,
doch andre gehen in Erfüllung.

35
Die Ehre wandelt sich in Schmach;

die Stärke wird erniedrigt zur Mißachtung;
es schwindet die gesunde Kraft;
die Schönheit wird Gemeinheit.

36
Zu vielen sagen viele dann in jener Zeit:

Wohin barg sich die viele Einsicht?
Wohin entwich die viele Weisheit?

37
Und wie sie das bedenken,