indem du bei dir denkst: „Vielleicht werf ich ihn nieder!“
Sonst wirft er dich zu Boden
und du mußt vor den vielen Zuschauern dich schämen.
der mit dir streitet!
Laß ihm’s nicht durchgehen,
beschimpft er deinen Vater!
Hab keine Freude an der Lust und am Zusammensein!
Vergiß nicht deine Ehre!
Läßt du zu Haus die Augen schweifen,
dann duldest du viel Pein.
Doch bist du ehrbar,
so wirst du reich und glücklich sein.
Gott haßt die Lust und das Beisammensein;
sie machen auch die Menschen garstig.
dann sei bescheiden, zutunlich und freigebig,
nicht prahlerisch!
Hast du jedoch kein Grundstück, bist du arm
sei demütig und anspruchslos,
jedoch nicht frech!
Den Menschen sind der Hochmut und die Grobheit ganz verhaßt.
Verzieh den Mund nicht über deine Freunde, deine Lehrer!
Veracht nicht Gott, der dich erschaffen!
Denk doch daran und sieh:
Die Augen, wenn sie noch so wachsen,
sie gehen über ihre Augenbrauen nicht hinaus.
Magst du den Vater und die Mutter überragen
und heißt man dich in deiner Jugend und in deiner Vaterstadt schon Herr und Meister,
so nennen dich doch alle Leute stets
nach deines Vaters, deiner Mutter Namen.
dann laß dir’s wohl sein vom Vermögen,
solang du lebst!
Bedenk und sieh:
Dort in der Unterwelt kann niemand seine Hab genießen;
der Reichtum folgt nicht in das Totenreich.
Ein Tag im Sonnenlicht ist besser,
als hundert Jahre in der Unterwelt.
solang dein Auge sieht, der Fuß noch geht
und deine Kräfte aushalten!
Dagegen, bist du alt schon und gebrechlich,
mach dir von deinen Gütern eine gute Stunde!
Es ist doch etwas Edles um die Jugend,
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 1055. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_1055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)