Beherzige, was über dir ist!
Ein sehendes Auge, ein hörendes Ohr
und ein Verzeichnis aller deiner Werke.
Lieblich ist es,
das Gesetzesstudium mit weltlicher Beschäftigung zu verbinden;
denn das Streben nach beiden läßt das Sündigen vergessen.
Aber nur Studium ohne andere Beschäftigung
nimmt sicher ein Ende
und zieht Sünde nach sich.
Alle, die an der Gemeinde arbeiten,
müssen sich mit ihr abgeben, nach dem Willen des Himmels;
denn das Verdienst ihrer Ahnen hilft ihr
und deren Gerechtigkeit dauert fort.
Was aber euch betrifft,
so rechne ich euch es als Verdienst an,
sagt Gott,
als hättet ihr es vollbracht.
Sie sind gegen die Menschen nur aus Eigennutz herablassend.
Sie stellen sich freundlich,
wenn sich ein Vorteil für sie zeigt,
helfen aber niemanden,
kommt er in Not.
Tue Seinen Willen, als sei es dein Wille,
damit Er deinen Willen nach Seinem Willen erfülle!
Brich deinen Willen vor Seinem Willen,
damit Er den Willen anderer vor deinem Willen breche!
Trenn dich nicht von der Gemeinde!
Trau dir selber nicht bis zu deinem Todestag!
Richte deinen Nächsten nicht,
bevor du dich in seine Lage versetztest!
Sag nicht von einem Ausspruch, den man nicht verstehen kann,
man könne ihn schließlich doch noch verstehen!
Und sag nicht:
Wenn ich Muße habe, will ich ihn studieren!
Vielleicht fehlt dir die Zeit dazu.
Der Ungebildete scheut keine Sünde,
und der Unwissende ist nicht fromm.
Der Schüchterne lernt nichts,
und der Aufbrausende lehrt nichts.
Wer viel Handel treibt,
wird nicht weise.
An einem Ort, wo es an Männern fehlt,
bemühe dich, ein Mann zu sein!
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 1061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_1061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)