Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 216.jpg

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Er antwortete nach kurzer Überlegung:

Du kannst sie am sichersten behaupten,
wenn du Gottes beständige Milde nachahmst.
Denn, zeigst du Langmut
und bestrafst die Leute milder, als sie es verdienen,
dann bringst du sie von der Schlechtigkeit ab und führst sie zur Reue.

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Der König lobte die Antwort und fragte den nächsten,

wie er bei allem recht handeln könnte.
Er erwiderte: Wenn er sich gegen alle gerecht zeige,
dann würde er in allem recht handeln;
er solle dabei bedenken, daß jeder Gedanke Gott bekannt sei.
„Nimmst du die Gottesfurcht zum Ausgangspunkt,
dann wirst du nie dein Ziel verfehlen.“

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Auch diesem spendete er lebhaft Beifall;

dann fragte er einen andern,
wie er gleichgesinnte Freunde finden könnte.
Er antwortete:
Wenn sie sehen, daß du für deine massenhaften Untertanen große Fürsorge zeigst.
Dies aber tust du dann,
wenn du beherzigst, wie auch Gott dem Menschengeschlecht Gutes erweist,
indem er ihm Gesundheit, Nahrung und alles andere nach Bedarf beschafft.

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Er stimmte ihm bei und frug den nächsten,

wie er bei den Audienzen und Entscheidungen
auch bei den Abgewiesenen Anerkennung finden könnte.
Er antwortete: Wenn du in der Sprache gegen alle gleich gerecht bist
und nicht übermütig und tyrannisch gegen die Fehlenden handelst.

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Das tust du dann,

wenn du deinen Blick auf die göttliche Ordnung richtest,
wie den Würdigen ihre Bitten erfüllt werden,
wie aber den Abgewiesenen durch Träume oder Zeichen
das Schädliche ihrer Bitten für sie geoffenbart wird
und wie Gott sie nicht nach den Sünden oder nach der Größe seiner Macht bestraft,
sondern Milde zeigt.

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Auch diesem spendete er großes Lob;

dann fragte er den nächsten,
wie er beim Kriegführen unbesiegbar werden könne.
Er antwortete: Wenn er nicht auf Zahl und Kraft vertraue,
sondern bei allem Gott anrufe,
daß er ihm seine Unternehmungen gelingen lasse,
während er selber alle seine Pflichten im Geist der Gerechtigkeit erfülle.

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Auch diesem spendete er Beifall und fragte den nächsten,

wie er seinen Feinden Furcht einflößen könnte.
Er sprach: Wenn er im Besitze vieler Waffen und Streitkräfte wisse,
daß all das nicht vermöge,
ein dauerndes und entscheidendes Ergebnis herbeizuführen.
Denn auch Gott flößt jeder Brust Furcht ein,
indem er Aufschub gewährt, dabei aber mit seiner Macht droht.

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Auch diesen lobte er und fragte den folgenden,