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24. Ezechiel der Prophet


1. Kapitel: Das Endgericht
1
Ich möchte nicht mit Stillschweigen übergehen,

was der Prophet Ezechiel in seinem apokryphen Werk
über die Auferstehung sagt:
deshalb will ich es hieher setzen.

2
Er spricht von dem gerechten Gericht,

das Leib und Seele gemeinsam trifft,
und benützt dabei ein Gleichnis.

3
Ein König hatte in seinem Reiche nur Krieger,

abgesehen von zwei Bürgerlichen,
einem Lahmen und einem Blinden.

4
Jeder der beiden saß für sich da

und wohnte auch für sich allein.

5
Da bereitete der König für seinen Sohn eine Hochzeit

und lud dazu alle in seinem Reiche ein;

6
nur die beiden Bürgerlichen überging er,

den Lahmen und den Blinden.

7
Da wurden sie erbost

und beschlossen, dem König einen Streich zu spielen.

8
Der König besaß nun einen Park

und da sprach der Blinde aus der Ferne zu dem Lahmen:

9
Wie nahm sich unser Brotbrechen aus

neben den Massen, die zur Fröhlichkeit geladen waren?

10
Komm doch!

Weil er uns also tat,
so wollen wir uns an ihm rächen.

11
Da fragte der andere:

Wie denn?

12
Er sprach:

Wir wollen in seinen Park gehen
und dort die Paradiesesfrüchte stehlen.

13
Da fragte jener:

Wie kann ich das?
Ich bin ja lahm und kann nicht gehen.

14
Da sagte der Blinde:

Kann ich irgend etwas tun,
ohne zu sehen, wohin ich gehe?