Das Weib wäre, obwohl Mutter, feige gewesen;
dann hätte sie doch wohl um jene gejammert
und vielleicht so gesprochen:
Sieben Kinder habe ich geboren
und bin doch jetzt nicht von einem einzigen mehr Mutter.
unnütz siebenmal zehn Monate,
fruchtlos die Jahre der Pflege,
unheilvoll die Zeiten, wo im sie mit meiner Milch nährte.
und die noch schwereren Sorgen des Aufziehens.
Nicht darf ich Kinder von euch schauen,
nicht Großmutter heißen
und nicht mich glücklich preisen lassen.
bin ja als Witwe und Verlassene beweinenswert.
Und sterbe ich, dann habe ich keinen Sohn, der mich begräbt.“
bejammerte auch nicht einen mit solcher Klage.
und betrauerte keineswegs die Gestorbenen.
und als gälte es,
ihrer Söhne Vollzahl für die Unsterblichkeit wiederzugebären,
ermahnte sie diese flehentlich, für den Glauben zu sterben.
obschon nur Greisin und Weib!
In Standhaftigkeit besiegtest du den Tyrannen
und wurdest in Wort und Tat stärker als ein Mann erfunden.
standest du hin und sahest Eleazars Martern zu;
dann sprachst du zu den Knaben in hebräischer Sprache:
Werdet ihr dazu berufen, um Zeugnis für das Volk abzulegen,
dann kämpfet getrost für das väterliche Gesetz!
wenn ihr als die Jüngern vor den Qualen zurückschrecken wolltet,
wo dieser Greis um des Glaubens willen die Schmerzen erträgt.
und euch des Lebens erfreutet!
seinen Sohn, den Völkervater, in aller Eile schlachten,
und Isaak erschrak nicht,
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 725. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_725.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)