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20
Hab deine Sinnesmeinung auf der Zunge!

Hältst du in deiner Brust das Wort versteckt,
so schadest du.

21
Tu selbst kein Unrecht!

Duld solches auch bei andern nicht!

22
Gib schnell dem Bettler!

Heiß nie ihn morgen kommen!

23
Reich aus gefüllter Hand

dem Dürftigen des Mitleids Gabe!

24
Beherberg Obdachlose!

Geleit den Blinden!

25
Schiffbrüchiger erbarme dich!

Unsicher ist die Seefahrt.

26
Dem Stürzenden gib deine Hand

und rett den Hilflosen!

27
Für alle gibt es gleiche Leiden.

Das Leben ist ein Rad,
unstät das Glück.

28
Ist Reichtum dir beschert,

dann öffne dem Bedrängten deine Hand!

29
Was Gott dir gab,

teil mit Bedürftigen!

30
Gemeinsam sei das ganze Leben

und alles Eintracht!

31
Genieß kein Blut!

Enthalte dich von Götzenopferfleisch!

32
Gürt nie das Schwert zum Morden um,

nur für die Abwehr!

33
Ach, brauchtest du es nie,

so wenig wie im Rechte, als im Unrecht!

34
Ist der Erschlagne auch dein Feind,

besudelst dennoch du die Hand.

35
Vermeid des Nachbars Feld!

Die Grenzmark überschreite nicht!

36
Das Allerbeste ist das Maßhalten;

der Überschwang ist leidig.

37
Von Nutzen ist der Umgang,

doch der mit schlimmen Freunden schädlich.

38
Verwüst nicht eine Frucht, die keimt im Saatland!
39
Die Fremden sollen mit den Bürgern Eine Ehre haben!
40
Wir alle fühlen ja die Armut,

die uns umherwirft.

41
Es gibt kein Land den Menschen festen Boden.
42
Die Gier nach Geld

ist aller Mütter Schlechtigkeit.

43
Stets ist das Gold und Silber Köder für die Menschen.
44
Du Gold, des Bösen Wurzel, Lebensfeind und Allverderber!