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48. Rest der Worte Baruchs
oder
Nachtrag zum Propheten Jeremias


1. Kapitel: Aufforderung zum Verlassen Jerusalems
1
Als Israel von dem Chaldäerkönig ward hinweggeschleppt,

sprach Gott zu Jeremias:
Jeremias, mein Erwählter!
Steh auf!
Verlaß die Stadt mit Baruch!
Denn ich zerstöre sie,
weil ihre Einwohner gar viel gesündigt.

2
Wie eine feste Säule aber sind drin euere Gebete,

wie eine diamantne Mauer rings herum.

3
Steht auf und geht hinaus,

eh das Chaldäerheer sie ganz umringt!

4
Da sagte Jeremias:

Ich flehe, Herr, dich an:
Laß deinen Diener vor dir reden!
Da sprach zu ihm der Herr:
Red, mein Erwählter, Jeremias!

5
Und Jeremias sprach:

Allmächtiger Herr!
Gibst du die auserwählte Stadt jetzt den Chaldäern preis,
daß sich der König mit dem Heere rühmen kann:
„Ich hab die heilige Gottesstadt erobert“?

6
Fern sei’s, mein Herr!

Doch ist’s dein Wille,
mög sie durch deine Hände nur vernichtet werden!

7
Da sprach der Herr zu Jeremias:

Du bist mein Auserwählter.
Steh auf!
Verlaß die Stadt mit Baruch!
Denn ich vernichte sie,
weil ihre Einwohner gar viel gesündigt.

8
Betreten kann sie nicht der König, noch sein Heer,

wenn ich zuerst nicht ihre Pforten selber öffne.