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3
Da sagte Baruch ihm:

Du, der du reden kannst,
bist der aus allen Himmelsvögeln Auserwählte;
man sieht dies an dem Glanze deiner Augen.

4
Sag mir:

Was tust du hier?

5
Da sprach zu ihm der Adler:

Ich ward hierher gesandt,
daß du durch mich jetzt jede Botschaft sendest.

6
Da sagte Baruch ihm:

Kannst du nach Babel dies dem Jeremias bringen?

7
Der Adler sprach zu ihm:

Deswegen ward ich hergeschickt.

8
Und Baruch nahm den Brief,

samt fünfzehn Feigen aus dem Korb des Abimelech,
und band ihn an den Hals des Adlers
und sagte ihm:

9
Ich sage dir, der Vögel König:

Reis hin in Frieden und in Heil
und bring mir Nachricht!

10
Gleich nicht dem Raben, den einst Noe ausgesandt

und der nicht mehr zur Arche kehrte!
Gleich nur der Taube,
die dreimal dem Gerechten Botschaft brachte!

11
So nimm auch du die Freudenbotschaft hier

an Jeremias mit und die Gefährten!
Dann mög’s dir wohl ergehen!
Bring dieses Blatt dem auserwählten Gottesvolk!
Und sollten alle Himmelsvögel dich umringen
und alle Wahrheitsfeinde mit dir streiten wollen,
so kämpfe!

12
Der Herr mög Kraft dir geben!

Wend dich nach rechts nicht, noch nach links!
Flieg wie ein Pfeil geradeaus!
So flieg auch du in Gottes Kraft!

13
So flog der Adler mit dem Briefe fort

und kam nach Babylon.
Da ruhte er auf einem Baume außerhalb der Stadt
an einem stillen Ort;
er aber schwieg,
bis Jeremias selbst
mit einigen andern aus dem Volke kam.

14
Sie gingen ja heraus,

um einen Toten zu begraben.
Denn Jeremias hatte den Nabuchodonosor gebeten:
„Gewähr mir einen Platz,
wo ich die Toten meines Volks begraben kann!“