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Hauptmann (immer dringender). Lieben Sie diesen Marquis? Sie antworten nicht? Wahrheit, ich bitte, ich beschwöre Sie!

Amalie (offen und fest). Nein.

Hauptmann. Und Sie konnten sich ihm versprechen.

Amalie. Die Ueberredung meiner Tante –. (Leise.) Ich that es, als Sie unterzeichnet hatten.

Hauptmann. Welchen Sturm erweckt dieß Wort in meiner Brust. Jetzt kann, jetzt darf ich nicht länger schweigen. Als ich in dieses Haus trat, um einen langen Streit durch eine Verbindung mit Ihrer Tante zu endigen, war mein Herz frei! Da kamen Sie, Amalie – ich sah Sie neben der Herzlosigkeit Ihrer Tante und mir wurde klar, wie sinnlos und thöricht ich handeln wollte. Fern von allem Umgang mit Frauen, im Felde aufgewachsen, verstand ich nicht, mich Ihnen zu nähern – kaum mit mir selbst einig über meine Gefühle, wagte ich nicht zu hoffen, daß Sie mich lieben könnten. Aber jetzt – Ihre unverstellte Theilnahme – wenn es dennoch möglich wäre? O, drehen Sie nicht den Kopf weg, lassen Sie mich in Ihren Augen die Antwort lesen auf meine Frage: lieben Sie mich? (Zieht sie leise an sich, sie läßt es schwach widerstrebend geschehen.) Lieben Sie mich?

Amalie (birgt ihr Gesicht an seinem Busen).

Hauptmann (sie an sich drückend). Amalie!

Amalie (macht sich los). Sie haben mich überrascht, haben meiner Schwäche ein Geständniß entlockt, das ich mir selbst nicht abzulegen wagte. Gönnen Sie mir Zeit, mich zu sammeln.

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/41&oldid=- (Version vom 15.5.2023)