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Präsidentin (kalt). Sie sind Herr Justi?

Justi. Zu Befehl.

Präsidentin. Ich habe Ihr Schreiben erhalten. Es thut mir leid, nichts für Sie thun zu können, allein ich habe durchaus keinen Einfluß auf die Besetzung von Stellen.

Justi. Ich bitte um Entschuldigung, Frau Präsidentin, – man sagte mir –

Präsidentin. Ja sonst, als mein Gemal noch lebte, konnte ich wol zuweilen eine Fürbitte einlegen – allein jetzt ist das vorbei.

Justi. Ich weiß doch, daß der jetzige Herr Präsident, Ihr Schwager, sehr auf Ihren geschätzten Rath Rücksicht nimmt. Sie würden durch Ihre Verwendung mich sehr glücklich machen. Mutter und Schwester bedürfen meiner Unterstützung.

Präsidentin. Bedaure wirklich, nichts thun zu können.

Justi. Meine Zeugnisse sind gut, durchgängig gut.

Präsidentin. Wie gesagt, ich bedaure. So viel ich weiß, ist auch die Stelle bereits vergeben.

Justi. Vergeben schon? An wen?

Präsidentin. An Herrn Hittorf, wenn ich nicht irre.

Justi. Nicht möglich – er ist ja im Examen beinahe durchgefallen.

Präsidentin. Darüber habe ich nicht zu entscheiden – ich wiederhole es Ihnen, ich habe durchaus keinen Einfluß und bedaure recht sehr.

Justi (geht niedergeschlagen ab).

Empfohlene Zitierweise:
Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/8&oldid=- (Version vom 14.5.2023)