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Verwandlung.
(Schloßgarten mit weiter Aussicht, etwas verfallen.)


Erster Auftritt.
Alsdorff, Hannchen.

Alsdorff. Hier laß uns weilen, hier kann ich dir die Plätze zeigen, die mir noch in den Träumen meiner einsamen Spaziergänge vorschweben.

Hannchen (setzt sich auf eine Bank).

Alsdorff (steht neben ihr, mit der linken Hand auf seinen Stock gestützt, mit der rechten zeigend). Hier ist der Garten, in dem ich mit meinem Gefährten, – du hast ihn jetzt als Hauptmann gesehen, umher schweifte, wenn der Unterricht zu Ende war, den mein guter Vater uns gab. Der Garten ist verwildert, man sieht es wohl, daß kein Besitzer hier lebt. (Sehr lebendig und heiter.) Sieh, sieh, dort steht der alte Kirschbaum noch, auf dem wir – ach das muß ich dir erzählen! Dort wuchsen die herrlichsten Kirschen – aber immer wurden sie gestohlen! Karl und ich passen einmal Abends auf und erwischen die Kammerjungfer, die mit der Gartenleiter hinaufgestiegen war. Husch nahmen wir die Leiter weg, und nun hättest du die possirliche Angst der armen Französin sehen sollen, und wie sie uns in ihrer kauderwelschen Sprache bat, sie herunter zu lassen. – Dort ist auch der Platz, wo meine gute Mutter ihre Wäsche trocknete –; wie manches Mal habe ich ihr helfen die Leinen ziehen und die Klammern zugereicht. – Dort drüben wächst jetzt Kraut – da waren sonst

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/89&oldid=- (Version vom 16.5.2023)