ein Uebel unterdrücken können, dessen Ursache in ihm selbst, in dem Princip seiner Regierung liegt? Darin ist auch das Geheimniß seines gänzlichen Unvermögens zu allem Guten zu suchen! Diese Regierung, die nach außen so imposant erscheint, im Innern ist sie ohnmächtig; nichts gelingt ihr; alle Reformen, die sie unternimmt, fallen alsbald wieder in nichts zusammen. Da sie sich nur auf die beiden verächtlichsten Leidenschaften des menschlichen Herzens, auf die Verkäuflichkeit und die Furcht, stützt, und da sie alle nationalen Triebe, alle Interessen und alle Lebenskräfte des Landes nach Außen vergeudet, so schwächt sich die Gewalt in Rußland von Tage zu Tage durch ihr eignes Thun, und löst sich auf eine schreckliche Weise selbst auf. Sie schwankt hin und her, sie quält sich ab, sie ändert jeden Augenblick ihre Ideen und ihre Pläne; sie unternimmt viel auf einmal, und führt nichts durch. Sie hat die Kraft des Bösen, und macht davon einen ausgedehnten Gebrauch, als wollte sie selbst den Augenblick ihres Sturzes beschleunigen. – Mitten in einem Lande, dem sie fremd und feindlich gegenübersteht, ist sie zu einem nahen Untergang bestimmt.
Ihre Feinde sind überall: in der furchtbaren Masse der Bauern, die ihre Befreiung nicht mehr vom Kaiser hoffen, und deren von Tage zu Tage häufigeren Aufstände es beweisen, daß sie des Wartens müde sind; in einer zahlreichen aus den verschiedensten Elementen zusammengesetzten Mittelklasse, einer unruhigen und ungestümen Menge, die sich mit Leidenschaft in die erste revolutionäre Bewegung hineinstürzen würde; endlich und vor Allem in jener zahlreichen Armee, welche die ganze Oberfläche des Reichs bedeckt. Nicolas betrachtet allerdings diese Soldaten als seine besten Freunde, als
Michail Alexandrowitsch Bakunin: Rußland wie es wirklich ist!. Verlag von Heinrich Hoff , Mannheim 1848, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ru%C3%9Fland_wie_es_wirklich_ist.djvu/013&oldid=- (Version vom 1.8.2018)