mit Gott versöhnt und die Gerechtigkeit erworben, die vor Gott gilt. Wer diese Heilandsgnade im Glauben ergreift als ein bußfertiger Sünder und zu Ihm kommt, der hat einen guten Trost im Leben, im Leiden und im Sterben und eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens.
Das Evangelium von der Gnade Gottes unsers Herrn Jesu Christi, das ist der Inhalt aller Wortverkündigungen in der Gemeinde, es ist auch die hohe Aufgabe, liebe Gemeinde, die mir vom Herrn gestellt worden ist in all den Jahren.
Wo ich nun von Euch scheide, frage ich mich vor Gottes Angesicht: „Wie bist du deiner Aufgabe nachgekommen?“
Es ist mir Herzensbedürfnis, heute noch einmal ganz schlicht und einfach von meiner persönlichen Glaubensstellung zum Evangelium Zeugnis abzulegen.
Als ich am 18. Oktober 1874 in meine erste Gemeinde bei Cöln eingeführt und ordiniert wurde, wobei mir mein seliger Vater die Hände aufs Haupt gelegt hat mit dem Wort, das der Apostel Paulus zu seinem lieben Schüler Timotheus spricht: „So sei nun stark, mein Sohn, durch die Gnade Jesu Christi“[WS 1], da hatte ich mir als Text für meine Einführungspredigt das Wort des Herrn genommen: „Laß dir an meiner Gnade genügen.“[WS 2]
Und heute, wo ich von meinem Amte scheide, da ist’s derselbe Ton, dasselbe Zeugnis von der Gnade unsers Herrn Jesu Christi! Diese Gnade, das ist der Grund meines Glaubens, mein Trost: „Ich habe einen versöhnten Gott und Vater in Christo Jesu“, mein Bekenntnis der schöne Vers aus dem Liede, das wir gesungen haben:
„Auf Gnade darf man trauen,
Man traut ihr ohne Reu’;
Und wenn uns je will grauen,
So bleibt’s: der Herr ist treu.“
Anmerkungen (Wikisource)
Johannes Rudolf: Abschiedspredigt des Herrn Pfarrer Rudolf. Waldbröl 1913, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rudolf-Predigt1913.djvu/07&oldid=- (Version vom 1.8.2018)