Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 023.jpg

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Altenburg / Aldenburg / Oldenburg / Oldeborch.

Im Hertzogthumb Holstein / vnd desselben Theil / so Wagria genant wird / gelegen / vnd Herzog Friederichen zu Holstein / auff Gottorff gehörig; davon Andreas Angelus, in der Holsteinischen Stätt-Chronick / am 77. vnd folgenden Blättern also schreibet: Diß Stättlein hat daher diesen Nahmen / daß es gar alt ist / vnd ist so viel / als wenn ich sagte / eine alte Burg. Die Wenden habens vor Zeiten / Stargard genant / die Dännemärcker aber nach der Sprach Brannesien. Es ligt Oldenburg in Wagria / in das Westen deß Meers / so der Belth heisset. Wer Oldenburg anfänglich gebawet / kan ich nicht wissen. Diß aber ist auß den Historien bekant / daß Käyser Otto / diß Nahmens der Erste / daselbst ein Bischoffthumb auffgerichtet habe; welches nachmals gen Lübeck transferiret worden / vnd daß sie Graff Adolph der Vierdte / im 1233. Jahr / nach Christi Geburt / mit Stattrecht bewidmet habe: Vnd von Grafen Nicolao, vnd Gerhardo, schreibet man / daß sie / im 1392. Jahr / die Statt Oldenburg mit Lübeckischem Recht begabet / ihr auch ein Privilegium mitgetheilet / daß sie / Sontages nach Michaelis / einen freyen öffentlichen Jahrmarckt halten möchten: Im 1065. Jahr / nach Christi Geburt / ist Oldenburgk von den Wenden gar zerstöret worden. Im 1259. Jahr / hat Hertzog Albrecht von Braunschweig / mit dem Zunahmen der Grosse / vnd älter / Oldenburg / sampt der Vestung / eingenommen / vnd grosse Beute darvon getrieben. Das Oldenburgische Wappen / vnd Insigel / ist eine hohe Burg / darüber ein Nesselblat stehet. Biß hieher Angelus. Anderswo liset man / daß das Bistumb / so Anno 952. Käyser Otto I. zu Altenburg / so die Landsleute hierumb Oldenburg heissen / gestifftet / hernach Hertzog Heinrich der Löwe Anno 1163. auff Lübeck gelegt habe; vnd daß solches Altenburg nunmehr fast nur wie ein Dorff / da sie zuvor die fürnembste Statt der Wagrien / vnd ein Sitz der Herulen Fürsten gewesen; deren Schloß jetziger Zeit gantz verwüstet / vnd verfallen / auch der gute Have nicht viel mehr werth seye. Sihe auch Munsterum lib. 5. Cosmogr. cap. 408. der letzten Edition. Johann Peters / in der Holsteinischen Chronick / part. 1. fol. 26. seq. setzet die Bischöffe allhie / in dieser Ordnung. der 1. war Marco, so 19. Jahr fürgestanden. 2. Egwardus. 3. Wago. 4. Ezico, vnter welchem die Wenden im Wagerland / vnnd Mechelnburg / den christlichen Glauben wieder verliessen. 5. Folewardus, der gleichwol der Wenden halber / nit fortkommen konte. 6. Reginbertus. 7. Bruno. 8. Meinerus, so Anno 1032. gestorben. 9. Abelius oder Abelinus; nach dessen Todte / das Stifft Aldenburg / durch Albertum, den Ertzbischoff zu Hamburg / vnd Bremen / in 3. Bistümer getheilet worden / als / Aldenburg / da ward Ezo; Ratzeburg / da ward Aristo; vnd Meckelnburg / das hernach auff Schwerin kommen / ward Johannes zum Bischoff gesetzt. Ist also Ezo der 10. Bischoff zu Altenburg gewesen. Nach ihme hat das Stifft in 84. Jahren keinen Bischoff gehabt / biß zur Zeit deß H. Vicelini, so der 11. Bischoff allhie gewesen / vnd Anno 1154. gestorben ist; deme Geroldus, der 12. Bischoff succedirt hat; vnter welchem / mit seinem vorbedachten Rath / vnd auff Einwilligung Hertzogs Henrici Leonis zu Sachsen / das Bistumb von Altenburg / An. 1163. wie auch oben gemeldt / gen Lübeck gelegt worden ist. In der Braunschweigischen Chronick stehet am 374. Blat / daß im Jahr Christi 1022. die Wenden 60. Priester alhie gefangen / ihnen die Hände auff den Rücken gebunden / die Haut auff dem Haupt Creutzweiß abgelöset / vnd über die Ohren herab gezogen / vnd mit einem starcken Eysen den Bregen von einander gerissen / vnd sie also halb lebendig zum Schawspiel / im gantzen Wendland

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)