Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 103.jpg

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seqq. Sie weitläuffig beschrieben; darauß wir noch etwas wenigs hieher setzen wollen; nämblich / daß alle Häuser in dieser Statt mit Schiefferstein gedeckt seyn / welche Farb ein sehr lustiges Ansehen der Statt / wann man von der Ebne / vnnd dem Felde herzu raiset / machet; da sonsten von Mittag / insonderheit die hohe Berg / sie gleichsamb vmbzugeben scheinen. Man weiset noch in dem Königlichen Pallast das Thor / durch welches Käyser Friederich der Erste / das letzte mal gegen der Bergstrassen / da man nach Thüringen wandert / außgezogen ist / vnd stracks solches zuzumauren befohlen hat. Käyser Otto I. hat ihr viel gutes gethan / wie auch Henricus II. vnnd Connradus II. die Käyser / welche die Statt völlig in die Mauren zu bringen befohlen haben. Sonderlich aber hat Käyser Heinrich der Dritte / wegen deß Orths Lustbarkeit / sich allhie viel auffgehalten. Vnd irret daher Dresserus, in dem er hieoben gesagt / daß die Statt erst Anno 1201. befestigt worden seye. Dann / so dieses gewesen / hätte der von ihme angezogene Käyser Otto der Vierte / hinein (wiewol vergeblich) zukommen / nicht viel Lists brauchen dörffen / wider welchen die Statt dem Käyser Philippo angehangen ist; vnnd daher vom besagten Käyser Otten viel Vngemach / vnnd einen grossen Hunger / wegen seiner beyden nahendt der Statt liegenden Schlösser / Liechtenberg / vnnd Harlingberg / welches letztere Anno 1290.von Hertzog Henrichen / dem Wunderlichen / auff der benachbarten Begehren / in den Grund zerstöret worden) außstehen muste; biß Käyser / Philipps / durch die Seinige / das Schloß Lichtenberg Anno 1204. erobern ließ. Aber das folgende 1205. Jahr / erstiegen die Burger von Braunschweig / auff ihres Herrn deß Käyser Otten / Verordnung / die Statt Goßlar selbsten bey der Nacht; plünderten da acht Tag lang / auch die Kirchen / führten den Raub / vnd auch den grösten Theil der Burger mit sich hinweg / vnd steckten viel Häuser mit Fewer an. Es haben aber sich folgendts die Burger / als sie dem gedachten Käyser Otten / der ihre Gefangene wider loß geben / trewlich forthin angehangen / wegen deß stattlichen Silber- vnd Bleybergwercks allda / auch mit Braw- oder Siedung deß Biers / (daß man nach dem Wasser / welches durch die meiste Gassen der Statt fliesset / die Gose / oder Gause / nennet / vnnd welches gut ist / auch die Natur hat / daß es bey den Menschen / die solches viel trincken / keinen Stein wachsen laßt / vnnd daher demselben von einem / der nächste Orth / nach dem Gardlebischen Bier / gegeben wirdt) / nach vnnd nach fein wider erholet; wiewol der Käyserliche verwüste Pallast / sein völlige Ersetzung vnnd Ansehen / nicht wider bekommen; vnd daher auch noch der Zeit / das Käysers Hauß / von den Burgern ins gemein genennet wird. Folgends muste sich die Statt von den Edelleuthen auff Hartzburg viel erleiden / vnnd waren hierumb die Strassen wegen der Räuber / vnsicher; darwider sich aber die Statt tapffer erzeigte / ihre Freyheit beschützte / vnnd mit Hülff anderer / die Strassen sicher machte / vnd sich benebens / als eine Hanseatische BundsStatt / wegen ihrer Kauffmanschafft / verhielte. Vnder andern ihren Thaten / ist auch die Eroberung deß gedachten Schlosses Hartzburg; wiewol sie darüber / Anno 1485. bey dem Hertzog Heinrichen von Braunschweig in Vngelegenheit gerathen / der den Bürgern den 8. Julij / ihr Vieh hinweg treiben lassen; vnnd da die Bürger deßwegen ohne Ordnung hinauß gefallen / sie nit weit vom Closter Reiffenberg / in den Braunschweigischen Hinderhalt gerathen; da dann über 20. todt geblieben / vnd 450. gefangen worden sind. Vnnd wurde die Statt / wegen deß obgedachten Bergwercks auff dem Rammelsberg / immerzu angefochten / vnd ihr der Hertzog von Braunschweig sonderlich auffsetzig / als sie vmbs Jahr 1524. (oder wie Theils wollen 21. allbereit) die Religion geändert hatte / vnnd hernach / in den Schmalkaldischen Bunde auffgenommen ward. Vnnd hat Hertzog Heinrich der Jüngere nicht nachgelassen / biß die Statt Anno 1541. vom Cammergericht zu Speyer in die Acht ist erkläret worden; daher sich

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)