Seite:Schenck Wiesbaden 239.jpg

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sondern man müste denselben annoch mit den Juden in Zukunft erwarten, und verhoffete er, wie er mehrmalen vorgab, die Ankunft desselben annoch selber zu erleben, und dabey ein grosses Maaß zeitlicher Glückseeligkeit zu überkommen. Ob ihm nun gleich von den Predigern der Stadt, wie auch von dem Consistorio zu Idstein, seine Zweifels-Gründe sattsam benommen, und ihm gezeiget worden, daß der Meßias kein weltlicher, sondern ein geistlicher Erlöser der Menschen, der sie von ihrem Sünden-Elend erlösete, habe seyn sollen, und daß also alle Weissagungen der Propheten des alten Testamentes, darin sie, nach ihrer gewöhnlichen Art, durch äusserliche und irdische Bilder die Zukunft desselben vorstelleten, in einem geistlichen Sinne müsten genommen und verstanden werden, in welchem Verstande denn alles würcklich an dem JEsu von Nazareth einträfe, und sonst bey keinem andern Menschen in der Welt jemals also eingetroffen wäre; so wollte doch solches alles, auch bey einigem, wiewohl sehr glimpflichem, gegen denselben gebrauchtem Ernste, eine Zeitlang wenig verfangen, sondern er ist viele Jahre hindurch bey diesem irrigen Wahn verblieben, auch, wenn er gleich mannichmal geschienen, sich eines besseren zu besinnen, gleichwohl bald wieder umgeschlagen; bis er endlich annoch in seinem Alter eine Aenderung seines Sinnes,

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Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)